Olympische Spiele 2024: Queere Show statt Triumph des Willens
War die Eröffnungsfeier zu queer? Einige Programmpunkte der Seine stehen im Fegefeuer der Kritik.
In Frankreich gilt der Schauspieler und Theater-Regisseur Thomas Jolly (42) als genialistischer Peter Pan der Bühnenszene. Bei der fast vierstündigen Eröffnungs-Zeremonie der Olympischen Spiele in Paris konnte er nun mit ganz großem Besteck arbeiten.
Und genau dafür gibt es jetzt Prügel von verschreckten Christen, mit unverhohlenem antisemitischem Unterton. Auch die französische Rechte meldete sich zu Wort.
„Der 42-jährige schwule Jude nutzte die größte Plattform der Welt, um sich über das Christentum lustig zu machen. Diese wird nun als die schlimmste Eröffnungsfeier in die Geschichte eingehen….“, schrieb etwa etwa ein Yusuf Erim auf „X“. Der texanische Bischof Joseph Strickland von Tyler assistierte mit Donnergrollen: „Die Bigotterie gegenüber Christen und die Lästerung von Jesus Christus, Gottes göttlichem Sohn, die bei den Olympischen Spielen zur Schau gestellt wird, ist ein neuer Tiefpunkt für unsere menschliche Gemeinschaft. Schande über diejenigen, die diesen Spott produziert haben, Schande über das Olympische Komitee und die französische Nation, die dies zugelassen haben.“
Boris Becker: „In der zweiten Stunde war es mir persönlich ein bisschen zu woke“
Boris Becker hatte die Aufregung in einer Olympia-Runde beim TV-Sender „Eurosport“ bereits auf seine Art vorweggenommen. „Sie haben sich schon etwas Zeit gelassen“, so die Tennis-Legende über die Eröffnungszeremonie „Ich habe auch nicht jede Stunde verstanden. In der zweiten Stunde war es mir persönlich ein bisschen zu woke.“ Aber das liege vielleicht auch an seinem Alter, so Becker.
Der Furor der Christen und Beckers joviale Anmerkung bezog sich besonders auf den ausgedehnten Programmpunkt auf der Fußgängerbrücke Passerelle Debilly, wo das Letzte Abendmahl (das als Gemälde von Leonardo Da Vinci im Louvre hängt) mit allerlei Drag-Queens nachempfunden wurde. Ein wildes Vogueing in quetschbunten Kostümen. Disco Dancing und ein weiblicher Jesus. Der auch sonst gerne verrückte Songwriter und Schauspieler Philippe Katerine gab fast nackt als blau angemalter Weingott Bacchus ein kurzes Liedchen zum Besten.
Darüber war auch der Chef der spanischen Fußball-Liga Javier Tebas laut der Sportzeitung „Marca“ angefressen: „Inakzeptabel, respektlos, schändlich. Die Verwendung des Bildes des Letzten Abendmahls bei den Olympischen Spielen in Paris ist eine Beleidigung für uns Christen. Wo bleibt der Respekt vor dem religiösen Glauben?“
Inszenierungs-Chef Jolly hatte im Vorfeld der Olympischen Spiele angekündigt, neue Wege zu gehen. „Ich möchte, dass alle vertreten sind. Ich werde mir erlauben, die bestehende Ordnung zu brechen“, sagte er.
Queere Show statt Triumph des Willens
Das ist ihm mit ein paar zentralen Programmpunkten gelungen. Ein respektloser Umgang mit der konservativen (Sport-)Ordnung. Queere Show statt Triumph des Willens.
Dafür hat Jolly die reflexhaften Schmähungen in Kauf genommen, wenn er ein Tanz-Ensemble In einer überdrehten Version des Cancan aus Jacques Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ inszeniert. Die Heavy-Metal-Band Gojira begleitete die Mezzosopranistin Marina Viotti bei einer pyrotechnischen „Habanera“ aus Georges Bizets „Carmen“. „Danse Macabre“ von Camille Saint-Saens begleitete eine Passage, in der ein maskierter Fackelträger durch den Louvre gezogen wurde
„In dieser Feier der Modernität und Inklusivität war auch die militante DJ-Frau Barbara Butch zu sehen, umgeben von Drag-Queens, von denen inige im Rhythmus elektronischer Musik marschierten“; notierte das farnzösische Sportmagazin „L’Équipe“ „Auf dem roten Teppich auf der Passarelle-Brücke kam es auch zu einem Kuss zwischen zwei Männern – ein weiteres Statement der Vielfalt bei dieser Zeremonie.“
Dass der Kulturkampf noch lange nicht vorbei ist, zeigte sogleich Marion Maréchal von der rechtsextremen Partei Reconquete: „Es ist schwierig, die wenigen gelungenen Bilder zwischen den geköpften Marie-Antoinettes, dem küssenden Paar, den Drag-Queens, der Demütigung der Republikanischen Garde, die zu Aya Nakamura tanzen muss (…) „Man sucht verzweifelt nach der Feier der Werte des Sports und der Schönheit Frankreichs inmitten einer so plumpen Woke-Propaganda.“ Nicht Frankreich würde in diesen Bilder sprechen, „sondern eine linke Minderheit, die zu jeder Provokation bereit ist“, ergänzt sie auf „X“.
Am 11. August 2024 gibt es ein weiteres Kapitel in dieser Saga: Dann wird Thomas Jolly auch die Abschlussfeier der Olympischen Spiele inszenieren.