Ohne Anfang und Ende

Die Sängerin Hope Sandoval sucht die Einsamkeit und vergisst oft die Zeit.

Es hat keinen Sinn, Hope Sandoval zu fragen, was sie gemacht hat – in den letzten acht Jahren, vorige Woche, gerade eben. „Es passieren viele Dinge, aber wir achten nicht auf die Zeit“, sagt Sandoval, und damit hat sich’s. Der Versuch, der Sängerin eine kohärente Erzählung zu entlocken – über ihr Leben, über die Musik, das neue Album – führt zu nichts, weil die Kategorien offenbar nicht greifen. Man muss sich dieser Frau nähern, wie man sich ihren Platten nähert. Auf denen passiert auch nichts nacheinander, sondern gleichzeitig, zirkulär, ohne Anfang und Ende.

Auf dem neuen Werk von Hope Sandoval & The Warm Inventions, „Through The Devil Softly“, das sie wieder mit ihrem Lebensgefährten Colm O Ciosoig (Trommler von My Bloody Valentine) schrieb und daheim in Kalifornien sowie in Irland aufnahm, gibt es noch weniger Grenzen als bisher. Der Ambient-Folk wabert, Sandoval haucht ungefähre Melodien, es ist wie eine große Halluzination. Mit einer irischen Band namens Dirt Blue Gene spielen Sandoval und Ciosoig in Zeitlupe psychedelischen Blues und Folk-Impressionismus, in denen eher die kalifornische Wüste leuchtet als die grünen Weiden Irlands. „Wir haben unser Studio in unserem Haus“, flüstert Sandoval etwas zum Songwriting, „wir gehen da hinein und nehmen etwas auf. Manchmal verstehen wir uns nicht so gut, manchmal lieben wir, was wir beide mitbringen. Wir machen, dass es schön klingt.“

Wer ein bisschen autgepasst hat, hat Sandoval seit dem 2001 erschienenen Album „Bavarian Fruit Bread“ oft als Kollaborateurin erlebt. Das intime Hauchen der geheimnisvollen Schönen hat schon diverse Produzenten und Musiker anfragen lassen, diesmal bekamen Devendra Banhart, Death In Vegas und Air den Zuschlag. Und Massive Attack! Auf deren neuem Album wird man Sandoval singen hören. „Sie haben uns ein paar Tracks geschickt, und ich habe mit Colm ein paar Melodien dazu aufgenommen“, sagt die Künstlerin. Zu einer neuen Platte gehört eine Tournee, das ist hier ein Problem. Sandoval steht nicht gern auf Bühnen, hüllt sich vor Menschen gern in Schweigen. Wird es ihr diesmal leichter fallen? „Nein. Ich habe keine Ahnung, wie es werden wird, weil ich ja seit sechs Jahren nicht mehr auf der Bühne gestanden habe. Ich schließe mich in mich selbst ein und kapsele mich vom Publikum ab. Aber ich weiß, dass es da ist.“

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