Oh Mururoa – Am deutschen Wesen soll die Umwelt genesen
Von "Fuck Chirac" bis "Oh Mururoa" - wohlmeinende Protestanten überschlugen sich geradezu, um bei der Demonstration des guten Gewissens in der ersten Reihe zu stehen. Doch warum gerade hier? Und warum gerade jetzt? Stolpern wir nicht blind und kritiklos über einen Protest-Popanz, den uns die Medien in den Weg legen? Freddie Röckenhaus segelte nicht nach Mururoa, sondern machte aus seinem Herzen keine Mörder-Grube.
SO LANGE UNUNTERBROCHEN BETROFFEN waren wir schon lange nicht mehr. Die eine Betroffenheit geht reibungslos in die andere über. Erst unser glorreicher Sieg über Shell, beim großen vaterländischen Krieg an den Zapfsäulen. Und jetzt diese wunderbare, weltweite Solidarität gegen den Käse- und Rotwein-Imperialisten Jacques Chirac (Jacques‘ Weindepot“), diesem wahren Schänder des Weltfriedens, gegen den Karadzic, Saddam, Deng oder die ruandischen Schlächter als Waisenknaben erscheinen müssen.
Und was für eine Phalanx des Widerstands sich da aufs neue zusammengefunden hat, um den Ernstfall für den Kriegsfall zu verhindern, wenn man schon am Kriegsfall selbst nichts verhindern kann. Wir sind schon ganz besoffen vor Eintracht Alle werden wir wieder Brüder, wenn Greenpeace zu den Waffen der Entrüstung ruft Das ist ein moralischer Feldzug, bei dem wir unter lautem Abspielen von „Freude schöner Götterfunken“ (Beethoven!) alle zusammen die letzten Kräfte gegen Chirac mobilisieren, den Barbaren von Paris. Herr Kinkel beispielsweise, ein Mann, der mindestens drei Prozent der deutschen Bevölkerung hinter sich weiß, hat „den französischen Freunden“ nach eigenem Bekunden „Bedenken angedeutet“ (oder so ähnlich). Soll heißen: Er hat in homöopathischer Dosis so etwas wie ein ganz leichtes Nichtverstehen der französischen Atomtestpolitik, nein, nicht mitgeteilt, sondern wohl eher: ausrichten lassen. Außerdem hat er im privaten Bereich auf Bordeaux zugunsten von Chianti verzichtet, was er aber nicht an die große Glocke gehängt sehen wilL Nach den guten Erfahrungen mit den Protesten gegen das schwimmende Öl-Reservoir Brent Spar hat also sogar das deutsche Polit-Establishment Geschmack gefunden an der subtilen Unterstützung der Protestbewegung. Zumal, wenn Greenpeace den Sturmangriff führt Sogar Bundeskanzler Kohl, sonst eher intelligent sitzend, war verbal gegen die Brent Spar-Entsorgung aufgestanden (obwohl man am Wasser des Wolfgangsees keine direkten Folgen feststellen konnte). Und diesmal hat sich der komplette Bundestag darauf geeinigt, dergestalt dem deutsch- und weltweiten Protest gegen die Mururoa-Versuche beizutreten, daß man keine Glückwunsch-Adresse nach erfolgreichem Abschluß der Explosionen nach Paris schickt – wie sonst wohl diplomatischer Usus. Donnerwetter.
Aber auch sonst sind die erstaunlichsten Menschen betroffen, von diesem „Verbrechen an der Menschheit“ (Heidemarie Wieczorek-Zeul), was sich 20 000 Kilometer entfernt im Korallen-Riff abspielt und das nach Ansicht des geballten deutschen Protestantismus an Nach-Weltkriegs-Sauereien unmittelbar nach Hiroshima und Nagasaki eingestuft gehört Das versammelte Studio-Publikum bei der RTL-Wassermelone Koschwitz etwa: allesamt von der Redaktion mit „Fuck Chirac“-T-Shirt ausgestattet Wbw! Oder der Optikladen auf dem Münchner Gärtnerplatz, wo sonst Theaterfreunde neben tadellosen Blumen-Rabatten flanieren. Die ganze Schaufenster-Deko eine einzige Anklage: blanke Konservendosen mit dem schwarz-gelben Nuklear-Symbol drauf. Im Sandbett! Dazwischen Anti-Chirac-Slogans und die Herbst-Collection. Ein gellender Aufruf das ganze: Stoppt Atomversuche, nehmt Brillen!
Die StPauli-Fans sind erwartungsgemäß dagegen (zumindest der Hafenstraßen-Block), Klinsmann ist px. wie immer, Fury In The Slaughterhouse waren schon auf der Pop-Komm. dagegen, BMG Hamburg plant einen Anti-Chirac-Sampler (mit lauter unbekannten deutschen Bands, die so eine Promotion schon immer mal verdient hatten). Frau Wieczorek-Zeul und ein paar Genossen waren gar seewärts gen Mururoa aufgebrochen. Die rote Heidi kommt aus Hessen, wo ja die SPD schon den Atombetrieb Nukem/Alkem nur unter Zuhilfenahme von Joschka Fischer ausgehebelt hat Den diesjährigen löscana-Aufenthalt gestrichen, zugunsten des Abenteuer-Trips an die beinharte, nukleare Front in Polynesien. Wobei sich auf
hoher See herausstellte, daß die Gefahren durch Maschinenschaden an dem seeuntüchtigen Kutter größer sind als die der nuklearen Verstrahlung.
Hamburg-Eppendorfer Weinhändler haben ihre Bestellungen in Frankreich storniert und setzen jetzt vollends auf Prosecco. Werner Funk, Chefredakteur des „Stern“ und weniger als Pazifist, denn als inhumaner Redakteurs-Schinder bekannt, hat, vermutlich inspiriert durch seinen Weinhändler, eine Postkartenaktion gegen Chirac initiiert. Ganz zu schweigen von den unzähligen Booten und Schiffen und Hubschraubern, die von deutschen Zeitschriften und Fernsehsendern in den Pazifik entsandt wurden. Oder besser; werden sollten. Am Ende bildeten „so um die sechs“ Schiffchen diese eher virtuelle Friedens-Armada. Ist ja auch verdammt weit weg. Und den ganzen Jahresurlaub dafür opfern?
Kurzum: Es wird geheuchelt, daß sich die Balken biegen.
Nun haben wir alle unsere Lektionen von „We shall overcome“, Woodstock und Anti-Vietnam-Bewegung intus. Ganz zu schweigen vom Holocaust Zum linken Öko-Weltbild, das in vielen Fällen heute bis tief in Konzern-Managements und in die CDU/CSU vorgedrungen ist, gehört der deutsche Pazifismus wie der Umwelt-Rigorismus. Um diese zwei Säulen hat sich eine allgemeine deutsche Moralität entwickelt, mit der wir der Welt entschlossen vorangehen. Am liebsten mit hochsymbolträchtigen Aktionen. Green und peace – in welchem Land sonst hätte eine Organisation mit diesen hehren Zielen ihr ideologischen Stammland finden können als bei uns. Für die Schande, die unsere Väter und Großväter (und ein paar Mütter wohl auch) dem Land und dem Planeten angetan haben, suchen wir gründliche und vor allem: bekennende Sühne. Immer mit dem Unterton des Klassenprimus: Seht Dir, lieber Rest der Welt, wir haben nicht nur unsere Lektion gelernt – wir wissen es jetzt auch besser.
Mit wohligem Schauern haben wir uns im Zelebrieren von Lichterketten und getrennter Abfalkammlung eingerichtet Der Konsens ist sagenhaft. Wir fahren 50 Kilometer zur nächsten Anti-US-Demo gegen den Golfkrieg, wo es doch nur um die amerikanisch-imperialistischen Ansprüche auf kuwaitisches Öl ging – und um sonst gar nichts. Das Benzin, das unsere Autos bei der Protest-Anreise zu Energie und Schadstoffen umwandeln, stammt zwar ebenfalls aus Kuwait, sollte aber eigentlich längst aus Rapsöl gewonnen werden – wenn man nur auf uns hören würde. Und daß Saddam ein mörderischer Machtkannibale ist, kommt auf unserer Demo natürlich nicht zur Sprache. Nur daß die Amis immer die irakischen Milchpulver-Fabriken bombardiert haben und die Babys deswegen hungern müssen.
Die Umweltbelastung der Brent Spar-Meeresentsorgung ist inzwischen – fairerweise – selbst von Greenpeace noch geringer eingestuft worden als sie schon zu Zeiten der Protestlawine war (im Vergleich zu den Autolawinen, die allein am Wochenende aus München Richtung Schlier-, Ammer-Chiem-, Tegern- oder Starnberger See in Gang kommen und die Kuhwiesen verpesten).
Und diesmal hat sich nun unser aller Haß und Wut gegen jenen Unmenschen Chirac gerichtet
Während in Jugoslawien und Tschetschenien die Zivilisten abgemurkst werden, in Ruanda der nächste Völkermord angezettelt wird, in China Massenhinrichtungen (auch politischer Häftlinge) zur Begrüßung der Weltfrauenkonferenz stattfinden. Hat schon jemand etwas von einem Sliwowitz-Boykott gegen Serbien gehört? Kauft jemand keine in China gefertigten Anrufbeantworter mehr? Oder Reispapier-Lampenschirme? Boykottiert jemand Lada und Wodka, wegen der russischen Massaker in Grosny? Oder hat jemand konsequent zum Boykott der Frühlingsrotlen-Bude in der Nachbarschaft aufgerufen?
Aber in all diesen Fällen funktioniert weder das gute alte Feind-Schema, das sich unsere (vor allem) deutsche p.o-Gerichtsbarkeit zu unserem „irgendwie linken“, ökopaxigen Weltbild zurechtgepflegt hat, noch sind die Kampagnen-Muster von Greenpeace anwendbar. Denn dazu braucht es unabdingbar einen eindeutigen Gegner und einen nicht allzu schwierigen Nennet; auf den sich alle einigen können. Manchmal bis hin zum Kanzlet; Stattdessen ist in deutschen Studienrats-Wohnzimmern heftigst diskutiert worden, ob Enzensberger einen Knall hat, daß er damals im „Spiegel“ Saddam = Hittler gesetzt hat. Und ob, angesichts von Chirac, der geplante Frankreich-Urlaub mit dem VW-Kombi (13 Liter/100 km) nicht lieber zugunsten eines Neuseeland-Trips gestrichen werden sollte. Wobei sich die Hausfrau meist gegen einen Urlaub in der mindestens Tschernobyl-mäßig kontaminierten Pazifik-Region ausgesprochen hatte, mit dem Argument, sie habe nicht jahrelang die Bequerel-Werte der Kindernahrung niedrig gehalten, um die Kleinen nun derartigen Gefahren auszusetzen. Dann lieber auf der Autobahn nach Arcachon.
Schon gut, schon gut Wir haben den Zeiten, als Joan Baez einem den Nerv tötete, wirklich viel zu verdanken. Wir alle haben gelernt: Nie wieder Krieg. No nukes! Besonders nicht in Deutschland. Und in Vietnam. We shall overcome. Wir hatten Erfolg damit: Joan Baez hat endlich aufgehört, der Vietnam-Krieg konnte beendet werden und Tropenholz wird nur noch heimlich abgeholzt Damals wurde das Fundament eines Studenten-, Protest-, Friedens- und Umwelt-Y&ertekanons gegossen. Wer weiß, wie die Dinge lägen, hätte man sich damals nicht auf den Weggemacht.
Die Politik der Straße ist seither immer symbolischer geworden, denn im Gegensatz zu parlamentarischer Demokratie, die zäh, langweilig, rechtschaffen oder korrupt vor-sich-hin-funktioniert, braucht die außerparlamentarische Aktion einfach action. Anders kommt man nicht ins Fernsehen. Und ohne Fernsehen ist man nicht existent Um gegen etwas sein zu können, bedarf es zudem viel weniger, als für etwas zu sein. So hat sich die Protestbewegung immer wieder neue, wunderbare Vehikel gesucht. Und Protestformen. Love-ins, Sitzblockaden, Lichterketten. Bis hin zu den Postkarten des ^ferner Funk. Symbolische Fälle, an denen Exempel statuiert wurden.
Im Falle von Brent Spar ist Shell getroffen worden. Das Symbol wird sicher andere Konzerne ermuntern, ihre Entscheidungen abzuklopfen. Am besten: vorher bei Greenpeace anfragen. Können wir das so machen? Dann geht alles in Ordnung.
Wenn es so kommt: schön. Für autofreie Sonntage ist Greenpeace aber wohlweislich nicht marschiert Denn dieser Protest wäre massenhaft chancenlos.
Solch menschliche Widersprüchlichkeit ist sympathisch. Der Mensch freut sich, wenn er sich das schlechte Gewissen mit dem Gang zum Recycling-Behälter und dem Griff zur Pfand-Glasflasche erleichtern kann. Ein kleiner Anfang sei das, sagt meine Liebste, den wohlmeinende Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung tun können. Eine Art Umwelt-Pazifismus. Fleisch (wenn überhaupt) nur von Bioland-Höfen – für die Rettung der Erde.
Genauso ist das mit dem Anti-Kriegs-Protest. An Idioten wie Saddam, Karadzic oder Jelzin zu appellieren sei sinnlos. Aber einem Mitglied der EU könne man das gute Beispiel abtrotzen. Ebenso wie dem Shell-Konzern. Und ebenso wie den USA, denen man die Militäraktion im Irak besser glaubte ausreden zu können ab Saddam die nächtlichen Raketenangriffe auf Israel.
Der Pazifismus als solcher ist freilich ausgerechnet mit jener als Sieg des Pazifismus gefeierten Kapitulation des Ostblocks ins Wanken geraten. In Osteuropa hat Greenpeace noch kein einziges nennenswertes Projekt anschieben können, weil die Arbeitsplatzkeule hier die Wohlstands-Ideologie „Umweltschutz“ besser als irgendwo sonst umhaut Die Grünen Fischer und Cohn-Bendit plädieren unterdessen für militärische Intervention in Bosnien. Der BND hilft, russisches Plutonium-Material durch die Weltgeschichte zu transportieren. Und ein Ex-68er wie der Franzose Andre Glucksmann, den man eher für einen alternden Popstar als für einen Philosophie-Professor hält, ist mittlerweile bei der These angelangt: ,Wir brauchen die Atombombe.“ Die Dinge sind verdammt durcheinander geraten. Mal soll man für den Frieden, dann wieder für Luftangriffe in Bosnien sein. Wer soll da noch durchblicken? Ist es in solchen Zeiten nicht gut, sich in seinem Protest massenhaft geborgen zu fühlen?
Gut, daß Glucksmann kein Deutscher ist Sonst müßte man sich von ihm anhören, daß das alte Lagerdenken der Protestbewegung, aus der wir Deutschen soviel moralische Wiederauferstehung schöpfen, von der Weltlage längst überholt ist.
Natürlich ist Chirac ein Idiot. Natürlich hat Frankreich als Kolonialmacht in der Südsee nichts verloren. Und vermutlich müßten Atomwaffen auch nicht mehr getestet werden, weil es dem potentiellen islamischen Aggressor (den Chirac aus aktuellem Anlaß an die Wand malt) egal ist, ob er beim atomaren Gegenschlag der gratide nahem nun sechs-oder zehnfach ausgerottet wird.
Andre Glucksmann sagt aber ganz richtig, daß es bei dem Protest gegen die Mururoa-Versuche ja nicht um die tatsächlichen Versuche gehe (obwohl man einen deutschen Protestler am ehesten dadurch aktiviert, daß man behauptet, es könne den Fischen im Atoll etwas zuleide geschehen), sondern um den Besitz von Atomwaffen. Das eigentliche Ziel sei es, Atomwaffen zu verschrotten. Und daß das zivilisierte Europa damit anfangen müsse. Daß Chirac dumm genug ist, in solchen Zeiten die Tests als nationales Symbol einzusetzen, spricht für seine politische Beschränktheit Es sagt aber wenig darüber, ob Atomwaffen überflüssig sind.
Jeder von uns ist (glücklicherweise) in einer Tradition der Friedfertigkeit, des Internationalismus, des Anti-Rassismus erzogen worden. Selbst bei Polizei-Einsätzen wird heute deeskaliert, daß es eine Freude ist (leider auch bei Neonazi-Aufmärschen). Das ändert jedoch wenig daran, daß mit dem Wegfall der guten alten Konfrontation zwischen Kapitalismus und Kommunismus die Verhältnisse immer unberechenbarer werden. Hätte man sich noch zu Mutlangener Zeiten (Nato-Nachrüstungsbeschluß) bedingungslos zu den Sitzblockadeuren auf die Straße setzen mögen, fragt man sich inzwischen, ob man warten möchte, bis irgendein Schirinowski genug frustrierte Russen hinter sich hat, um über das zweitgrößte Atomwaffen-Arsenal der Welt zu verfugen. Mit konventionellen Waffen sind zudem genug totalitäre Regimes ausgerüstet, stets mit dem Ehrgeiz, sich Zugriff auf chemische, bakteriologische oder am liebsten gleich nukleare Waffen zu verschaffen. Die Anzahl der Wahnsinnigen in nationalen Machtzentralen hat eher zu- als abgenommen.
Während Hiltrud Breyer, Europa-Abgeordnete der Grünen, Chirac und seinen Hilfstruppen „nationalen Größenwahn“ vorwirft, fragt man sich, warum sie uns nicht all jene national Größenwahnsinnigen aufzählt, die nicht demokratisch kontrolliert und in Europa festgezurrt sind. Allein die ehemals kommunistischen Machteliten, die nicht mehr unter der Generalherrschaft von Breschnew dahinherrschen, sondern auf eigene Faust ihre Macht zu erhalten versuchen. Um jeden Preis, wie in Belgrad oder Serbisch-Bosnien oder Kroatien. Oder in Moskau, wo Jelzin die Verantwortung für den Tschetschenien-Feldzug trägt Oder die arabischen oder afrikanischen Länder, in denen fundamentalistische Gruppen totalitäre „Gottesstaate“ errichten wollen. Kopfschlächter, die blindwütig Ausländer oder Landsleute hinrichten, die ihnen Widerstand leisten. Bei der Anzahl „vagabundierender“ Atomsprengköpfe ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie bei irgendeinem dieser Führer angekommen sind. Ein bißchen Abschreckung gegen diese Mordbrenner sei die beste Friedensbewegung, finden Glucksmann und andere mittlerweile. Jedenfalls besser als ein bißchen lichterkettenumflorter Frieden. Und allmählich kommt man ins Grübeln, ob er nicht recht hat Ebenso, wie sich viele endlich zu fragen beginnen, ob man die Militärbasen der Serben nicht zu einem Zeitpunkt hätte bombardieren sollen, als noch nicht so viele Bosnier (und Serben) ums Leben gebracht waren. Und ob es nicht 1938 richtig gewesen wäre, Hitler zu stoppen, statt das Münchner Abkommen zu akzeptieren.
Mit der gleichen Berechtigung, mit der man ’69 „Ami go home!“ und „Ho-Ho-Ho-Tschi-Minh“ brüllte, müßte man womöglich heute gegen ganz andere brüllen. Die anti-westliche Stoßrichtung hat sich überlebt Der Feind sitzt überall. Aber an manchen Orten etwas weniger. In Paris zum Beispiel.
Natürlich ist „Fuck Chirac“ ein toller Slogan. Und Fuck Major. Und Fuck Schäuble. Und schade, daß sich auf Kohl nichts reimt Nur in Sachen Mururoa sollten wir die Sache noch mal überdenken. Radioaktiver Fallout: keiner. Zugegeben: Das Riff soll Risse bekommen haben. Aber kein Fisch kam zu Schaden. Außer beim Grillabend an Bord von Frau Wieczorek-Zeul.