Nur Meisterdiebe?
Thievery Corporation sehen ihre Werke als Reisetagebücher durch die Plattensammlung
Was unterscheidet ein gutes Sample von einem schlechten? Eine Frage für Rob Garza. Immerhin betreibt er mit Eric Hilton eine Thievery Corporation. Der Mann aus Washington D.C. nennt es nicht „gut“ und „schlecht“, sondern „geschmackvoll“ und „offensichtlich“.
Das, was R&B-Acts wie Puff Daddy mit „nahe liegenden Dingen von bekannten Kollegen“ treiben, findet Garza „geschmacklos“. Das Duo selbst sampelt „vor allem Sounds: die Kick-Drum einer alten Funk-Platte, eine kleine Sitar-Figur. Der Schwerpunkt liegt im Arrangieren dieser kleinen Versatz-Stücke.“ Danach, so Garza, seien ihre Samples oft „so schwer zu durchschauen, dass wir nicht mal um Erlaubnis für die Verwendung fragen müssen“. Dass die Samples – Copyright hin oder her auf dem zweiten Thievery Corporation-Album „The Mirror Conspiracy“ so verdammt organisch klingen, hängt aber nicht zuletzt damit zusammen, dass „wir viel Zeit damit verbringen, uns selbst zu sampeln. Unser Name lässt viele vermuten, wir seien nur Meisterdiebe. Dabei klauen wir das Meiste bei uns selbst“
Hilton und Garza stammen beide aus Maryland. In ihrer Wahlheimat, die so „schön isoliert“ ist „von allen Trends“, liefen sie eine Weile aneinander vorbei. Bis zu jenem Abend, als Garza von einem Freund in diesen kleinen Lounge-Club geschleppt wurde. Garza fühlte sich „gleich zu Hause“, als Club-Besitzer Hilton ihm ein Bier spendierte und beide sich die Köpfe heiß redeten über brasilianische Musik. Wenig später begannen sie, gemeinsam ein Studio im Club zu installieren. Bossa und Brasil sind nur eine Komponente in ihrem fast grenzenlosen Sound-Universum, das auch Dub-Reggae, Ravi Shankar und orientalische Musikwelten streift Garza sieht das neue Werk ab „Reisetagebuch durch unsere Plattensammlung: Du hebst irgendwo ab und landest ganz woanders.“
Die Schwerelosigkeit der Musik reflektiert ihre Genese. „Bequem“, nennt es Garza, wenn sie zwischen Studiopult und Club-Bar pendeln und nebenbei auch noch ein Label in Gang halten. Manchmal liegen die Talente einfach auf der Straße. So ist neben Bebel Gilberto auch die 20-jährige Lulu als Vokalistin auf „The Mirror Conspiracy“ vertreten. Die bedient sonst im Coffeeshop um die Ecke.