NOVEMBER
Über den rätselhaften Erhängungstod des INXS-Sängers MICHAEL HUTCHENCE ist in den darauffolgenden Tagen viel spekuliert, geschrieben und gesagt worden. Ungeklärt sind nach wie vor die Spermaspuren, die auf dem Bettlaken seines Hotelzimmers in Sydney gefunden wurden. Ebenfalls unklar ist die Rolle von BOB GELDOF, der angeblich kurz zuvor von Hutchence für 1,5 Millionen Dollar seine Ex-Frau PAULA YATES zurückkaufen wollte. Interessant ist aber die Theorie des australischen Pharma-Forschers Dr. Peter Breggin, der das bei Hutchence gefundene Anti-Depressivum „Prozac“ für den Auslöser des Selbstmordes hält. Laut Breggin bewirkt es in Verbindung mit einer hohen Dosis Alkohol im Blut genau das Gegenteil: „Allein in Australien hatten wir in diesem Jahr zwei Dutzend Selbstmorde von Patienten, die Prozac mit Alkohol nahmen.“ Immerhin: Nick Cave sang bei der Trauerfeier „Into My Arms“ – unter der Bedingung, daß das Fernsehen nicht mitschneidet.
Viel putziger als all die wohlberechneten Tiraden von Rock-Jünglingen wie den Gebrüdern Gallagher ist es doch, wenn sich zwei uralte Rock-Tänten in die Haare geraten: „Elton John schreibt prima Balladen über tote Blondinen“ stichelte KEITH RICHARDS darüber, daß „Candle In The Wind“ in der Urfassung ebenfalls einer toten Blondine gewidmet war – Marilyn Monroe. ELTON JOHN platzte daraufhin der Kragen: „Der Typ ist wie ein Affe mit Athritis, der auf der Bühne jung aussehen will. Ich habe großen Respekt vor Mick Jagger, Charlie Watts und den Rolling Stones als Band. Aber ich finde, sie hätten bessere Platten gemacht, wenn sie Keith Richards vor 15 Jahren rausgeworfen hätten. Der hält sie doch nur auf!“
Bis Ende November sah es noch so aus, als ob „Klappe die 2te“ von Tic Tac Toe das bestverkaufte Album des Jahres werden sollte. Doch dann kam – wie schon im September bei den Singles – Diana, Princess Of Wales. Die „Tribute“-Doppel-CD mit Beiträgen aller Pop-Größen von Rang und Namen kann locker binnen zwei Wochen mehr Exemplare verkaufen als sämtliche Mitbewerber. Das wird vor allem Dianas Kinder freuen, denn der Ex-Premier John Major versucht in seiner Funktion als Rechtsanwalt der beiden Königskinder, den „Diana Fund“ unter die vollständige Regie der Erben zu stellen.
Tick, Trick und Track, so viel kann man schon jetzt sagen, blieben als Trio länger zusammen als ihre Ruhrgebiets-Namensnichten TIC TAC TOE. Spätestens seitdem am Palmsonntag Lees Mann Frank Wiegelmann erhängt und stark verwest in einem Dachstuhl in Iserlohn aufgefunden worden war, kriselt und krächelt es innerhalb der deutschen Antwort auf Donald Ducks flotte Neffen. Tourneen wurden abgesagt, schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit gewaschen. Lee gab im November via „Bild am Sonntag“ Rickys Ausstieg bekannt. Eine in München einberufene Versöhnungs-Pressekonferenz endete in Tränen: „Ihr könnt echt gut lügen“, schluchzte Ricky und zertrümmerte ein paar Teller. Kleinkrieg oder genialer PR-Gag? Wir fragen: „Warum?!“