NOMINEE VISUALS: Tierra Whack
Tierra Whack ist in der Kategorie „Visuals“ nominiert. Warum die Rapperin die Auszeichnung verdient hätte, lest ihr hier.
Viele Künstler, denen man attestiert, sie ließen eine eigene Welt entstehen, brauchen viel Bombast: Konzeptalben in Überlänge, pompöse Bühnenbilder. Tierra Whack braucht 15 Minuten. Auf ihrem 2018 erschienenen Debütalbum lud sie in ihre „Whack World“ – und zu einem Experiment, das es so im Rap noch nicht gegeben hatte: Alle 15 Tracks der Platte dauerten exakt eine Minute. In schwindelerregendem Tempo exerziert Tierra Whack Kurzübungen in Genres wie Trap und R’n’B durch.
Hochgeschwindigkeits-Rap
Diese Song-Vignetten visualisierten die Regisseure Thibaut Duverneix und Mathieu Léger in einem aufsehenerregenden 15-minütigen Video. Das sah aus, als sei es den (Alb-)Träumen von Kafka, Outcast und Janelle Monáe entsprungen: Whack frisiert einen Plüschhund, lässt ihr Gesicht von riesigen Lupen grotesk verzerren und platzt, wie Alice im Wunderland, als Riesin aus einem winzigen Haus. Im Video zu ihrer 2017 veröffentlichten Single „Mumbo Jumbo“, die ihr eine Grammy-Nominierung einbrachte, wird ein Zahnarztbesuch zum Horrorszenario. In ihrem Video zu „Unemployed“ changiert sie so einfach wie virtuos zwischen animierten Cartoon-Szenen und ironisiertem Alltagsrealismus. Sozialkritik als fantastisch animierter Hochgeschwindigkeits-Rap.
Viel zu entdekcen in der „Whack World“
Geboren wurde Tierra Helena Whack 1995 in Philadelphia. In ihrer Heimatstadt, in der sie heute nach einer kurzen Zeit in Atlanta wieder lebt, machte sie sich als Dizzle Dizz einen Namen in der Straßenrap-Szene. 2017 begann sie ihre Karriere als Tierra Whack. Seither macht sie sich weder viel aus Genre-Spielregeln noch aus klassischen Veröffentlichungs- und Distributionswegen. Nach dem Release von „Whack World“ brachte sie Anfang des Jahres unter dem Hashtag #WhackHistoryMonth – in Anlehnung an den jährlichen „Black History Month“ – fünf Songs in fünf Wochen heraus. Auch in neuen Songs bleibt Tierra Whacks Bildsprache: surrealistisch, schwarzhumorig und unheimlich, ihr Rapstil: gern mal gründlich vernuschelt. In dieser „Whack World“ wird es noch viel zu entdecken geben.
Am 22. November wird erstmals der International Music Award vergeben. Mehr zum IMA erfahrt ihr hier.