NOMINEE SOUND: Anna Calvi
In der Kategorie „Sound“ ist die Gitarrengöttin Anna Calvi nominiert. Warum sie diese Auszeichnung verdient hätte, lest ihr hier.
Sie spielte schon früh erst Geige und dann, mit acht Jahren, Gitarre – und wartete umso länger, bis sie als Musikerin hervortrat. Anna Calvi, 1980 in London geboren, studierte Musikwissenschaften in Southampton, spielte dann eine Weile bei der Band Cheap Hotel und nahm 2010 ihre erste Platte auf, vermittelt von Bill Ryder-Jones, dem Gitarristen von The Coral. Ein weiterer Mentor war Nick Cave, bei dessen Konzerten sie im Vorprogramm auftrat. Die Expression und Eruption ihres Debüt-Albums machte Calvi sofort bekannt: In ihren rhapsodischen, wuchtigen Songs verbindet sie ihr herausragendes Gitarrenspiel mit exaltiertem Gesang, Keyboard-Koloraturen und Schlagzeugdonner.
Theatralisch ohne Posen
Die Gitarre, in der Rockmusik traditionell von Männern bedient, wird von Anna Calvi mit einer Art von burschikosem Zugriff gespielt: theatralisch ohne Posen, filmisch ohne Brimborium, opernhaft ohne Bombast. Manche sagen: David-Lynch-Musik. Es öffnen sich imaginäre, unheimliche Räume. Alles ist Ausdruck, alles Traum. Bei Konzerten gibt es wenige Ansagen und keine Plauderei. Anna Calvis Kunst ist eine formstrenge.
In der Wildnis des Gefühls
Nach ihrer zweiten Platte, „One Breath“ (2013), verschwand sie für fünf Jahre. „Hunter“, im vergangenen Jahr erschienen, ist ein Konzeptalbum über Sehnsucht und Eroberung: Die Jagd, gewöhnlich dem Mann zugeschrieben, als weibliche Ermächtigung und Befreiung. Calvi inszeniert intime und erotische Szenarios: rot ist das Licht bei den Konzerten, rot ist ihr Lippenstift. Die Songs, dramaturgisch wie auf der Platte geordnet, evozieren einen Malstrom von Ausbrüchen und Meditationen. In der Wildnis des Gefühls. Anna Calvi hat ein herausragendes Rock-Album aufgenommen, das ein männlich dominiertes Genre neu interpretiert.
Am 22. November wird erstmals der International Music Award in Berlin vergeben. Mehr zum IMA erfahrt ihr hier.