No Nudes: Google verbietet Musikmagazin Plattencover mit nackten Tatsachen
Google setzt seine Marktmacht durch: Weil Nacktbilder Werbekunden verschrecken, muss das Musikmagazin Drowned In Sound nun Plattencover mit nackten Tatsachen verpixeln.
>>> Sehen Sie in unserer Galerie: Albencover, die der Zensur zum Opfer gefallen sind
Es passiert jeden Tag – und die Weltöffentlichkeit kriegt meist kaum etwas davon mit. Die großen Branchenriesen der Digitalindustrie wie Apple oder Google zensieren, was das Zeug hält, um dem puritanischen Sittenkodex Amerikas gerecht zu werden. Der Versuch, auch künstlerische Werke zu zensieren, nur weil sie nach amerikanischem Verständnis zu obszön daherkommen, muss in der in dieser Beziehung aufgeklärteren alten Welt auf Widerstand stoßen.
Neuestes Beispiel in dieser unendlichen Geschichte: Google verbat dem englischen Musikmagazin Drowned in Sound (DiS) jede Form von Nacktheit auf den Covern der Alben, die sie anpreisen und bewerten. Als Grund gibt der Suchmaschinen-Gigant an, dass derartige Offenheit und „pornographische Inhalte“ nicht in Verbindung mit ihrem Werbenetzwerk gebracht werden dürften. Da sich aber die meisten Internet-Magazine in Googles Kommerzkreislauf befinden und von den Anzeigenpreise durch die Platzierung in Suchmaschinen-Ergebnissen leben, beugen sie sich dem offensiven Druck.
So hat auch DiS angefangen, Pixel und Balken über all jene intimen Stellen zu legen, die einen unzüchtigen Eindruck machen könnten. Ob das nun ein Foto ist oder gar ein künstlerisches Gemälde, spielt keine Rolle. Prominentes Opfer ist zum Beispiel das Cover-Artwork zu „Med Sud I Eyrum Vid Spilum Endalaust“ von Sigur Ros. Das Bild hatte der Fotograf Ryan McGinley für die Band geschossen, und es zeigt ein Paar Nacktflitzer, die über eine Straße laufen. Auch Lambchop erwischte es mit ihrer LP „Oh (Ohio)“. Die Band hatte das Gemälde „New Orleans Police Beating“ von Michael Peed als Cover verwendet. – Es zeigt ein splitterfasernacktes Pärchen, das sich beim Liebesspiel zärtlich berührt, während vor ihrer Haustür – wie durch das offene Fenster sichtbar wird – einige Polizisten mit Schlagstöcken auf Querulanten einprügeln.
„Oh (Ohio)“ erschien seinerzeit übrigens in Deutschland als exklusive Beigabe des ROLLING STONE. Beschwerden wegen des freizügigen Albumcovers gab es keine.