Nirvanas größter Song: „Smells Like Teen Spirit“
Mit „Smells Like Teen Spirit“ pusteten Nirvana die verbliebenen Reste der 80er über Nacht von der Pop-Landkarte.
„Der Song war ein Ruf zur Besinnung aufs eigene Gewissen“, sagte Novoselic 2000 – eine Handgranate von Rächer Cobain gegen das Verschwinden der Jugendkultur im Rachen der Großkonzerne.
Produzent Butch Vig hörte „Smells Like Teen Spirit“ zum ersten Mal Anfang 1991, aufgenommen von Kurt Cobain, Dave Grohl und Krist Novoselic in einer Probenscheune in Tacoma, Washington. Auf Kassette, über Ghettoblaster. Es klang grauenhaft.
Vig, der Nirvanas Major-Label-Debüt „Nevermind“ betreuen sollte, hörte dem Song nicht an, dass er bald den Underground-Punk zum neuen Mainstream machen würde. Und Cobain, einen problembeladenen jungen Mann mit strikter Indie-Ethik, zum Megastar. „Ich hörte schon irgendwie den ,Hello, hello‘-Teil und die Akkorde“, sagte Vig später. „Aber es war alles so undeutlich, dass ich überhaupt nicht wusste, was ich davon zu erwarten hatte.“
„Teen Spirit“ pustete die verbliebenen Reste der 80er über Nacht von der Pop-Landkarte. „Der Song war ein Ruf zur Besinnung aufs eigene Gewissen“, sagte Novoselic 2000 – eine Handgranate von Rächer Cobain gegen das Verschwinden der Jugendkultur im Rachen der Großkonzerne, geladen mit der boshaften Refrainzeile: „Here we are now, entertain us.“
Mit dem Satz kam Cobain oft auf Parties an, „um das Eis zu brechen“, wie er sagte. Die Zeile beleuchtete zudem, meinte Novoselic, „wie Kurt die Welt sah. Das könnte auch er sein, wie er vorm Fernseher sitzt und ihm vor der Popkultur graut“.
Kopie der Pixies?
Cobain benutzte die Laut-Leise-Dynamik seiner Lieblingsband, den Pixies. Die listigen Hooks spiegelten auch seine Bewunderung für John Lennon. In Cobains Kopf gab es, so Butch Vig, „diesen Widerspruch von Punk-Zorn und Entfremdung einerseits und einer verletzlichen Pop-Sensibilität andererseits.
Bei ,Teen Spirit‘ steckt diese Verletzlichkeit vor allem in seiner Stimme“. Schade, dass Cobain schon bei Nirvanas letzter US-Tour Ende ’93 genug davon hatte, „Teen Spirit“ jeden Abend spielen zu müssen. „Es gibt viele andere Songs von mir, die genauso gut sind, wenn nicht besser“, sagte er.
Erschienen auf: Nevermind, 1991