Nirvana: FBI veröffentlicht Akte zu Kurt Cobain
Das FBI hat Daten über Theorien gesammelt, die nicht einen Suizid, sondern eine Ermordung Kurt Cobains nahelegen. Die Behörde hat dazu eine Antwort.
Ein RS-Klassiker vom 10. Mai 2021.
Das FBI hat ihre Akte zu Kurt Cobain veröffentlicht. Das klingt dramatisch – ist aber ein durchaus üblicher Vorgang bei Politikern, Künstlern und anderen Prominenten, natürlich auch bei solchen, die sich nichts zu Schulden haben kommen lassen. Oft stehen in diesen Akten vor allem Fragen und Erkenntnisse, die beantwortet bzw. geteilt werden.
Zehn Seiten hat der Bericht der Bundesbehörde. Im Mittelpunkt stehen zwei Briefe aus den Jahren 2003 und 2007, in denen das FBI aufgefordert wurde, den Tod des Nirvana-Sängers vom 05. April 1994 als Mord, und nicht als Suizid zu untersuchen. Unter anderem wurde darin die Behauptung aufgestellt, dass auf der Tatwaffe, einer Schrotflinte, keine Fingerabdrücke Cobains vorhanden gewesen seien.
Das FBI hat auf beide Briefe reagiert und äußere „Wertschätzung“ über die Bedenken, dass die offizielle Todesursache nicht die korrekte sei. Allerdings verweise die Behörde auf die Vorgänge von Kriminaluntersuchungen, die eingehalten werden müssten. Dementsprechend gälten die Erkenntnisse, die die jeweiligen Landesbehörden, hier diejenige des Bundesstaats Washington, erbracht hätten. Und die vermerkt Freitod als Todesursache. Das FBI sei dementsprechend gar nicht erst aktiv geworden.
Was noch in der Akte steht, erfahren Sie bei den US-Kollegen des ROLLING STONE:
Steve Albinis Rat an Nirvana: Die Platte muss in einer Woche durch sein
Am Dienstagabend (7. Mai) ist Steve Albini überraschend im Alter von 61 Jahren verstorben. Der legendäre Produzent und Noise-Rock-Pionier erlitt in seinem Studio ein Herzinfarkt, wie sein Unternehmen Electrical Audio Studios gegenüber dem Magazin „Pitchfork“ bekannt gab.
Als Produzent hat Albini an einigen bahnbrechenden Alben mitgewirkt wie „Surfer Rosa“ von den Pixies oder „Pod“ von The Breeders. Ein weiteres Werk aus seinem Repertoire war „In Utero“ von Nirvana. Wie es zu der Zusammenarbeit für das 1993 veröffentlichte Album kam, ist nun in einem neu aufgetauchten Brief zu lesen. Die Band veröffentlichte ein vierseitiges Schreiben auf ihrem X-Account. Das Schriftstück stammt von Albini und ist direkt an Kurt Cobain, Dave Grohl und Krist Novoselic gerichtet.
Das waren die Bedingungen Steve Albinis:
Wie nun im Brief zu lesen ist, sagte Albini die Zusammenarbeit nicht direkt zu. Der Produzent hielt die mögliche Kooperation nur unter bestimmten Richtlinien für möglich. So schrieb er: „Ich denke, das Beste, was ihr im Moment tun könntet, ist genau das, was ihr vorhabt: eine Platte in ein paar Tagen herausbringen, mit hoher Qualität, aber minimaler ‚Produktion‘ und ohne Einmischung der Chefetage.” Albini befürchtete, das Mitwirken von Verantwortlichen an der Arbeit Nirvanas könne den Sound negativ beeinflussen. Auch von aufwendigen Produktionen schien er kein Fan zu sein: „Wenn es länger als eine Woche dauert, eine Platte zu machen, dann hat jemand Mist gebaut“, schreibt er.
„Ich würde gerne wie ein Klempner bezahlt werden“
Im vierseitigen Brief geht der Produzent auch auf seine gewünschte Form der Bezahlung ein. So verzichtet er auf eine finanzielle Beteiligung an den fertigen Songs, möchte nur im Voraus bezahlt werden. „Ich würde gerne wie ein Klempner bezahlt werden“, schrieb er. „Ich will und werde keine Tantiemen für jede meiner Aufnahmen nehmen. Keine Anteile. Punkt. Ich denke, dass es ethisch nicht vertretbar ist, einem Produzenten oder Tontechniker Tantiemen zu zahlen. Die Band schreibt die Songs. Die Band spielt die Musik. Es sind die Fans der Band, die die Platten kaufen. Die Band ist dafür verantwortlich, ob es eine großartige oder eine schreckliche Platte ist. Die Tantiemen gehören der Band.“
Nirvana stimmte den Bedingungen von Albini zwar zu, vielleicht ja auch, weil Albini auf viel Kohle verzichten würde, jedoch bewahrheiteten sich dessen Befürchtungen hinsichtlich der Label-Einmischung. Die entstandenen Aufnahmen, wie vereinbart im „rohen“ Stil aufgenommen, wurden überarbeitet. Nirvanas Label Geffen mischte die Singles „Heart-Shaped Box“ und „All Apologies“ neu ab und verpasste dem Rest des Albums ein Remastering, von dem Albini nicht gerade begeistert war.