Nirgendwo zu Hause
Sie will die Wärme des Südens vermitteln, doch eine richtige Heimat hatte Heather Nova nie
Ein Prinzesschen ist sie ja schon. Heather Nova sitzt, die Beine angezogen, auf einem Stuhl, der ebenso winzig ist wie sie selbst, und mag weder den „muffigen Raum“ noch den frisch aufgegossenen Tee leiden. In London, wo sie jahrelang gelebt hat, schmeckt er wohl besser.
Außerdem will sie gar nicht so viel reden über ihr neues Album „South“, wie sie gerade muss. „Die Songs sprechen eigentlich für sich selbst“, sagt sie. Und merkt dann doch: „Oh Gott, das klingt wie ein Gemeinplatz. Aber der Titel deutet ja wirklich schon an, dass es wärmer und vielleicht ein bisschen optimistischer klingt als meine vorherigen Platten.“ So viel positiver allerdings auch nicht. Manchmal klingt Nova gar, als hätte sie den Blues. Meistens bleibt sie aber bei ihren unaufgeregten, sanft dahinfließenden Liedern, die immer noch nach dem Hausboot klingen, auf dem sie als Kind lebte.
Etwas „offener“ wollte sie diesmal sein, „andere Einflüsse“ zulassen – und das Experiment eingehen, mit anderen Songs zu schreiben. So ist bei ,,1’m No Angel“ Ex-Suede-Gitarrist Bernard Butler dabei. „Ich mochte ihn gleich, obwohl ich es normalerweise problematisch finde, sich zum gemeinsamen Songwriting zu verabreden. Was, wenn es nicht funktioniert? Wenn einem nichts einfallt oder man nicht harmoniert?“ Nun gilt Butler nicht als umgänglichster Mensch, aber das störte Nova nicht: „Man muss hinter die Fassade schauen. Ich verstehe es zum Beirock&roll
spiel auch nie, warum mich manche Leute so anhimmeln. Was sehen die bloß?“ Ganz glauben kann man nicht, dass sie im Spiegel keine schöne Frau entdeckt. Wie es in Heather Nova aussieht, mag sie nicht preisgeben. Dass der Song „Virus Of The Mind“ von ihrer Jugend inspiriert ist und der Tatsache, dass sie sich stets als Outsider fühlt, gibt sie immerhin zu. „Früher dachte ich immer, dass ich glücklich werde, wenn ich irgendwann mal ganz normal lebe und völlig durchschnittlich bin. Das war mein größter Wunsch: so zu sein wie alle anderen.“ Hat nicht richtig funktioniert Inzwischen hat sie sich damit abgefunden. „Ich bin nirgends zu Hause. Mal fühle ich mich im Tburbus daheim, dann auf den Bermudas oder in London. Ich brauche keinen konkreten Standort, nur das Gefühl von Wärme.“
Aufs Stichwort bekommt sie einen Hustenanfall und keucht etwas von „blöden Klimaanlagen“ und „bitte Tonband ausschalten“. Einen Tee später ist wieder alles in Ordnung. „Ich bin es gar nicht mehr gewöhnt, so viel zu reden. Das strengt mich viel mehr an als Singen.“ Das wiederum nimmt man ihr sofort ab.