Nicht zu vergessen: Scott Walker
Er ist kein George Jones, kein Genie der Phrasierung und der stimmdehnenden Eloquenz. Das Auswringen von Silben bis zum letzten Tropfen Emotion hätte in seiner Musik rajgh nie Entsprechung gefunden. Nein das gefühlige Intonieren ist Scott Walker fremd. War es schon, als er noch Scott Engel hieß und Teenpop sang. Rockabilly, Surf und Beat. Bei den grandiosen Walker Brothers gestattete er seinem auratischen Bariton zwar kristallklare Diktion, doch blieb sein Timbre dunkel umwölkt, nie klagend, nur sorgenvoll, ganz im Einklang mit den Songs. Die fortan ernster wurden. Den Texten gehorchend verdichtete sich Scotts Ton, nahm psychotische Züge an für „The Electrician“ und oszillierte zum Tenor in der labyrinthischen Klaustrophobie von „Tilt“. Unpopuläre gesangliche Maßnahmen. Der hochnotgepeinigte, traumatisierte Ausdruck, den Walker für den schieren Horror von „The Drift“ fand, ein nicht-lineares Werk über schwärende Wunden der Weltgeschichte, überstrapazierte noch mehr Hörer, ließ Fans fassungslos und Kritiker hilflos zurück. Der Preis unbedingter Aufrichtigkeit: Scott Walker hat ihn oft bezahlt.