Nicht überraschend, aber schade: das Ende der White Stripes
Jack White lässt über die Website seines Labels verlauten, dass die White Stripes von nun an Geschichte sind.
Eine SMS am späten Abend: „Krass, die White Stripes haben sich aufgelöst.“ So was passiert sonst nur, wenn sich zum Beispiel Oasis auflösen, Michael Jackson stirbt oder Captain Beefheart von uns geht. Aus Sorge um eine gute Freundin, die seit frühester Bandgeschichte den White Stripes verfallen war, schreibt man dann in diese Richtung : „Schon gehört? Die White Stripes sind nicht mehr. Therapietelefonat morgen?“ Die lapidare Antwort: „Die gibt’s doch schon lange nicht mehr. Bühnenangst – pah – fahrige Ausrede.“
Man hatte also selbst als Fan damit gerechnet, dass es mit den White Stripes vorbei sein könnte. Zum einen war da Jack Whites umtriebiges Leben als geschätzter Produzent (zuletzt für Wanda Jackson), kultisch verehrter Labelchef (Third Man Records) und musikalischer Hans Dampf auf allen Bühnen (Raconteurs, Dead Weathers, und zuletzt als Gast bei „Rome“) und zum anderen Meg White, die ihre letzte reguläre Tour zu „Icky Thump“ aufgrund von besagten Angstanfällen beendete und sich danach ins Private zurückzog (seit 2009 ist sie mit Patti Smiths Sohn Jackson Smith verheiratet). Zwei gegenläufige Entwicklungen, die schon aufzeigten, dass ein weiterer Ritt auf dem noch immer nicht ganz versiegten Hype um die White Stripes schwierig werden könnte. Denn – machen wir uns nichts vor – selbst wenn die letzten großen Gigs schon eine Weile zurückliegen, hätten die White Stripes wenn nicht gar in der Stadionliga, dann zumindest in der Arenen-Liga gespielt. Die „Seven Nation Army“ marschiert schließlich noch immer. Das hätte zum einen bedeutet, dass Jack White seinen Terminkalender von jeglichen Nebenbaustellen befreien und Meg White ihre Bühnenangst vor fünfstelligen Menschenmengen bewältigen müsste.
Wie nicht anders zu erwarten, verabschieden sich die White Stripes recht stilvoll – in einer schmucken Verkündung, die seit gestern auf der Startseite von Third Man Records zu lesen ist. Auf schwarzem Hintergrund, in weißer Schrift, in rot-weißem Rahmen, mit einem rot-weiß-schwarzen Bandfoto aus glücklichen Zeiten, steht dort ein Statement, das alle Fragen offen lässt und sich in dezentem Pathos dem alten Leitspruch widmet, man solle gehen, wenn es am schönsten ist. Die Idee, die Kunst, das Werk der White Stripes läge nun in den Händen der Fans. Oder, wie die Band es formuliert:
„The White Stripes do not belong to Meg and Jack anymore. The White Stripes belong to you now and you can do with it whatever you want. The beauty of art and music is that it can last forever if people want it to. Thank you for sharing this experience. Your involvement will never be lost on us and we are truly grateful.“
Vorher heißt es, es gäbe Myriaden Gründe, aber der wichtigste sei, dass man das Einzigartige dieser Band bewahren wolle. Ausdrücklich werden „künstlerische Differenzen“, „der fehlende Wille weiterzumachen“ oder „gesundheitliche Gründe“ abgewiesen, da sich Meg und Jack bester Gesundheit erfreuten.
Was zunächst als lahmer Grund erscheint, trifft den Kern ihres Dilemmas ganz gut. Wer die White Stripes 2007 beim Rock am Ring live gesehen hatte, kam nicht umhin zu bemerken, dass das Publikum die meiste Zeit in der Kälte auf dem Boden hockte und selbst Großartigkeiten wie „We’re Going To Be Friends“ und „I Think I Smell A Rat“ lethargisch und fröstelnd abwartete. Nur um dann beim letzten Song und dem berühmtesten Bassriff das keines ist, aufzuspringen, die Hand zum Metallergruß zu heben und „Seven Nation Army“ so mitzugröhlen, wie man es vermutlich erst beim 2006er „Sommermärchen“ beim Public Viewing gelernt hatte. Als sich Meg und Jack dann am Ende verneigten, grinste Meg zwar erleichtert, aber Jack hatte diesen genervt wirkenden Pressmund, den man bei späteren Gigs mit seinen anderen Bands eher selten sah. Vermutlich weil dieser Gig mal wieder zeigte, dass alles was nach „Elephant“ kam noch immer im Schatten dieses Übersongs stand, selbst wenn man wunderbare Lieder mit lasziven Kate-Moss-Videos an den Mann brachte.
So wird nun also die gemeinsame Performance von Jack und Meg White bei Conan O’Briens Abschieds-Show 2009 die letzte der White Stripes sein (man kann sie hier übrigens noch als MP3 downloaden). Ohne Schlagzeug, mit zwei Gitarren, sangen sie dort: „I can tell that we are gonna be friends“. Versöhnliche Worte, die heute besser denn je passen. Denn die White Stripes haben sich (glaub)würdig verabschiedet und zumindest Jack White wird weiterhin so (über) präsent sein, wie er es die letzten Jahre war.
Der letzte Aufritt der White Stripes bei Conan O’Brien im Jahr 2009:
The White Stripes – „Seven Nation Army“ (live auf dem Rock am Ring 2007)
Kate Moss im Video zu „I Don’t Know What To Do With Myself“
I Just Don’t Know What To Do With Myself
Hochgeladen von tibonorikami. – Sieh die neuesten vorgestellten Musikvideos.
The White Stripes – „My Doorbell“
The White Stripes – „You Don’t Know What Love Is (You Just Do As You’re Told)“
The White Stripes – „Fell In Love With A Girl“
White Stripes – Fell In Love With A Girl
Hochgeladen von SNArmy. – Sieh die neuesten vorgestellten Musikvideos.
Die White Stripes als Gast bei den Simpsons: