New voices – Die CD im Rolling Stone

East Meets West

Der Japaner NI-GO gilt in seiner Heimat als innovativer Künstler, der in der Musik wie beim Design aufregende Fusionen aus Tradition und Moderne erschafft. Klar, dass ihn irgendwann das Londoner Trendlabel Mo Wax in den Westen holen würde. Unterstützt von Soundvisionären wie Cornelius, Money Mark, James Lavelle (U.N.K.L.E) und Ben Lee, mischt er auf seinem Album „Ape Sounds „Big Beats und Rap, orchestralen Pop und Alternative Rock wie bei „Freediving“ mit japanischer Folklore zusammen, „Ape Sounds“ erscheint erst am 25. September!

Alternative Pop

The Mustard Seeds kommen aus Kalifornien und fügen dem Genre Alternative Rock einige eklektizistische Noten hinzu. Mitte der Neunziger gegründet von vier Sessionmusikern, die zuvor etwa für David Lee Roth, Joe Satriani oder Julian Lennon gespielt hatten, debütierten sie 1996 mit ihrem gleichnamigen, melodisch-verspielten Album, dessen Einflüsse bis in die 60er Jahre zurückreichen. Auch auf ihrem zweiten Album „Red“ wechseln sich Popsongs wie „Farewell To Andre“ mit grungigen Rockstücken wie „Sylvia Beams“ ab. Klingt, als würden Jellyfish mit The Offspring jammen.

Dunkle Romantik

Der Gitarrist Billy Howedel hatte bereits mit den Smashing Pumpkins, Nine Inch Nails und David Bowie gearbeitet, als er mit dem Tool-Sänger Maynard James Keenan die Band A Perfect Circle gründete. Auf ihrem Debütalbum „Afer De Noms“ spielt das Quintett einen inspirierten, fast spirituellen Neo-Metal, der perfekt zwischen Metallicas dunkler Romantik, Pearl Jams epischer Sehnsuchtslyrik und der hymnischen Gestik der Smashing Pumpkins oszilliert. So wird ins Jahr 2000 transferiert, was an epochalem Rock die letzte Dekade geprägt hat.

Mitreissende Melodien

Das junge Quintett Toploader aus Eastbourne nennt als wichtige musikalische Einflüsse tatsächlich Stevie Wonder und die Rolling Stones – und klingt besser als die Black Crowes und Jamiroquai zusammen. Auf ihrem Debütalbum „Onka’s Big Moka “ musizieren die Briten beseelt im Geiste der Siebziger, fabrizieren mitreißende Melodien und unpathetische, aber ergreifende Balladen mit Piano und Streichern. Nichts an Toploader wirkt so großkotzig wie bei Oasis, so überambitioniert wie von Blur oder lebensmüde wie bei Radiohead. Dem Melody Maker gelten sie daher als neue Britpop-Hoffnung.

Furiose Wundertüte

The Shazam als Retro-Band zu bezeichnen, wäre nicht nur untertrieben, sondern auch falsch. Nach Cake und Supergrass erweist sich das Trio aus Tennessee mit seinem zweiten Album „Godspeed The Shazam“ als genialische Anverwandler. Von Country-Pop wie in „Super Tuesday“, Ska, Rock’n’Roll und Beat („Sunshine Tonight“), Soulrock („The Stranded Stars“) bis zum Power Pop mit Piano („Sparkleroom“) ist alles drin in dieser frechen Wundertüte. Und trotz Zungenbrecher zum Mitsummen wie der Kaulauer-Lovesong „Chipper Cherry Dalily“ kann Songschreiber Hans Rottenbery auch Poesie verfassen, die zu Herzen geht.

Andächtige Oden

Es ist das Comeback des Jahres: Zehn Jahre nach ihrer Trennung haben die Songwriter Grant Mc-Lennan und Robert Forster als The Go-Betweens mit „The Friends Of Rachel Worth“ wieder ein neues Album aufgenommen. „Magic In Here“ heißt der erste Song – und das stimmt, auch dank solcher Freunde wie ihre langjährige Bassistin Adele Pickvance, Elliott Smith an den Keyboards und den drei Punkrockerinnen von Sleater Kinney. Andächtig spielen sie wunderschöne Folkrock-Oden wie „Heart And Home“. Das Album erscheint am 15. September.

Morbider Country-Rock

Titel und Cover deuten es schon unmissverständlich an: Das famose Album „Dead By Dinner“ von Michael Hall and The Woodpeckers ist voller morbiden Humor. Wie auf seinen Solo-Platten „Adequate Desire“ und „Day“ erledigt der texanische Songwriter mit seiner neuen Band wieder die schnulzigen Nashville-Mythen – und erzählt mit fatalistischer Romantik in Country- und Bluesrock-Songs wie „If You Were Gonna Find Here, You Would’ve Found Her By Now“ zugleich ungemein berührende Geschichten.

Einfluss aus Europa

Als Student hatte John William Grant für einige Jahre in Deutschland gelebt, bevor er als Songwriter mit europäischen Einflüssen seine Band The Czars gründete. Auf ihrem zweiten Album „Bella Union“ ist eine Art von Country-Rock zu hören, wie ihn auch Will Oldham versteht und zuletzt Elliott Smith etabliert hat: enigmatisch, melancholisch und ingeniös. „Val“ etwa klingt, als sänge Tim Buckley zur Slide Guitar bei Radiohead, während „Gangrene“ im Gesang vage an Depeche Mode erinnert und Grant in „Concentrate“ balladeske Elektronikklänge einfließen lässt. Bei drei Liedern begleitete ihn Tarnation-Sängerin Paula Frazier, und produziert wurde die Platte von Simon Raymonde (Cocteau Twins).

Elegien in Moll

Sie sind gerade mal Anfang 20, schütteln aber aus ihren Instrumenten komplexe Melodien, deren Reife wahrlich verblüfft. The Kingsbury Manx sind vier Jungs aus North Carolina, die für ihr selbstbetiteltes Debütalbum von Kritikern in Amerika vor sprachloser Euphorie mit den Beatles, Beach Boys und Pink Floyd verglichen wurden. Was einem eben so einfällt, wenn mit der Orgel über Streicher bis zur Slide Guitar liebliche Pop-Harmonien, psychedelische Elegien und entspannte Molltöne erzeugt werden. Mit „Hawaii In Ten Seconds“ singt das Quartett sogar einen A-cappella-Song. Und das Bild auf dem Cover hat auch noch der Bassist gemalt.

Beseelte Hommage

Von Bob Dylans fabulösen „Spanish Harlem Incident“ und „4th Time Around“ eingerahmt, hat Chris Whitley auf seinem neuen Album „PerfectDay“ eine feine Kollektion aus Rock-, Folk und Blues-Songs gecovert – darunter das Titelstück von Lou Reed, „Crystal Ship“ von den Doors und „Drifting“ von Jimi Hendrix, seinem Vorbild seit Jugendtagen. Kongenial begleiten ihn Billy Martin und Chris Wood von dem Jazz-Trio Medeski, Martin And Wood. Mit meist akustischen Instrumenten wird hier hingebungsvoll und behutsam musiziert, und Whideys beseelter Falsett-Gesang strahlt die wärmende Kraft eines Gospels aus.

Groovender Folk

Keith Lofton aka Lazy K gehörte Anfang der 90er Jahre zu Michael Iveys grandioser, leider unbeachtet gebliebener Band DC Basehead, die sogenannte „colored folk music“ spielten. Arrested Development haben dann diesen Stil kurzzeitig populär gemacht. Nun setzt der Gitarrist ihn auf seinem Debütalbum „Life In One Day“ fort, Lässige Beats umspülen sanfte, süße Gitarrenmelodien, zu denen Lofton im Sprechgesang gescheite Geschichten erzählt. Jazz und Rock, Folk und Reggae werden mit Orgel, Streichern und Saxophon eingeflochten. Wer Elliott Smith, Beck oder Badly Drawn Boy mag, sollte auch mal Lazy K. hören.

Country mit Reggae

Seit Jeb Loy Nichols und die Fellow Travellers sich getrennt haben, hat er seine Berufung als experimentierfreudiger Singer/Songwriter weitergetrieben. Auf seinem Solo-Debüt „Lover’s Knot“ spürte er 1997 den Bluegrass Roots nach, mit dem zweiten Album „Just What Time Is It“ streift er durch karibische Gefilde, die er schon für Adrian Sherwoods On-U-Sound erkundet hatte. Nichols spielt Dub und Reggae, bleibt mit der Akustikgitarre immer nah an der Country Music – und nennt das Pop, wie die Liebeslieder „Hold me Till I Fall“ oder „She Reminded Me“ beweisen. Sein Meisterstück aber ist das versunken groovende „Say Goodbye To Christopher“.

Schillernder Zwitter

Der Bandname lässt Rock’n’Roll erwarten – doch hinter den Run-Aways verbergen sich die beiden DJs Joseph 2Grand und AJ Kwame aus Brighton. Anfang der Neunziger nannte sich das Duo noch RPM (Revolution Per Minute) und begründete durch seine Maxis auf MoWax den TripHop mit, bis sie 1995 schließlich als Runaways reüssierten. „Progress“, nach Dutzenden von Remixen für andere Künstler das neue Album der universellen Briten, ist ein schillernder Zwitter aus Trip- und HipHop. Knackige, sehr amerikanische Rap-Stücke stehen hier neben sinnlich gesungenen Balladen und gewitzt eingestreutem Swing aus den 30er Jahren.

Designer-Dub

Neben Kruder & Dorfmeister aus Österreich gehören Rob Garza und Eric Hilton von der Thievery Corporation zu den Darlings des Designer-Dub – wobei die Beats und Anzüge der Snobs aus Washington eine Spur eleganter sind als bei den Wienern. Wie beim Debütalbum „Sounds Front The Thievery Hi-Fi“ werden auch ihre meditativen Breakbeats von „The Mirror Conspiracy“ vor allem in Lounge Bars und Clubs die kühle Atmosphäre verschönern. Und „Lebanese Blonde“ ist mit einer poppigen Sitar-Melodie und seinem jazzigen Rhythmus unverschämt lässig.

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