Neue Energie
Nach einer langen Durststrecke will es das Folk-Pop-Duo The Pierces noch einmal wissen.
Man darf sich das bei Catherine und Allison Pierce nicht vorstellen wie bei den verfeindeten Gallagher-Brüdern oder den gebeutelten Kings Of Leon. Die Schwestern aus Alabama sind tatsächlich unzertrennlich, seit frühester Kindheit. Von ihren Hippie-Eltern wurden sie zu Hause unterrichtet, dann lernten sie gemeinsam Ballett. Ihre Songs schreiben sie zwar getrennt, singen aber schon seit der Jahrtausendwende gemeinsam als The Pierces. In den vergangenen drei Jahren litten die beiden allerdings so unter dem ausbleibenden Erfolg, dass sie schon einpacken wollten. „Wir hatten einfach keine Energie mehr“, erzählt Catherine, und dass sie sich Geld von den Eltern leihen musste, wenn sie als DJ nicht genug verdiente.
Man sieht ihnen die harten Zeiten nicht an. Catherine kichert gern, Allison ist die klassische ältere Schwester: ernsthafter, skeptischer. Die folkigeren Stücke auf dem neuen Album „You & I“ stammen von ihr, die Jüngere ist eher für den Pop zuständig. Oder, wie Allison es ausdrückt, während sie Catherine mit schief gelegtem Kopf anlächelt: „Deine Stücke können in fünf verschiedene Richtungen gehen. Ich weiß dagegen recht genau, wer ich musikalisch bin.“ Catherine kontert: „Ich bin eben vielseitig.“ Allison sagt: „Yeah.“ Man muss nicht dauernd lieb zueinander sein, um sich gut zu verstehen. Immerhin schreiben beide gern traurige Liebeslieder wie „I Put Your Record On“. Das handelt nicht, wie oft vermutet wird, von Albert Hammond Jr., mit dem Catherine mal verlobt war, sondern von einem Verflossenen Allisons. Und die ist diskret: keine Namen!
Dass es das vierte Pierces-Album überhaupt gibt, ist Guy Berryman zu verdanken. Der Coldplay-Bassist produzierte „You & I“ im Londoner Studio seiner Band. Dafür gaben die Sängerinnen prompt ihre Apartments in New York auf und sind jetzt, behauptet Catherine glucksend, „ziemlich obdachlos. Wer weiß, ob wir in England bleiben? Zumindest haben wir uns ans Pfund gewöhnt und rechnen lieber gar nicht mehr um. London ist so teuer!“ Allison könnte auch gut in Nashville leben, aber eine Trennung kommt für die beiden auf absehbare Zeit nicht mehr infrage: „Wir feuern uns gegenseitig an. Und wenn wir uns doch mal nerven, hält das keine 24 Stunden an.“