Neu im Plattenregal: Die Alben vom 29. Juli 2011
Hier wieder unser ausführlicher Blick auf die Neuheiten der Woche - mit simfy-Streams, Videos, Rezensionen und allem. Diesmal u. a. mit Cults, Firefox AK, Samy Deluxe und She Wants Revenge.
Hier eine Auswahl der neuen Alben in unserem simfy-Player (die Songs sind ca. zwei Wochen hörbar):
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And So I Watch You From Afar – „Gangs“ (Richter Collective/Rough Trade)
Die vier Herren von „And So I Watch You From Afar“ sind seit Jahren im Zeichen des Postrocks unterwegs. Mit „Gangs“ bringt die nordirische Band nun ihr zweites Album heraus, das genretypisch ohne Leadsänger, dafür aber mit einer rohen Instrumentengewalt auskommt. Zwei Gitarren, ein Bass und ein Schlagzeug, mit denen sie in „Gangs“ einen gewaltigen Sound schaffen, technisch kompetent und melodisch bisweilen durchaus gewagt. Wie ein reißender Wasserfall oder die röhrenden Triebwerke eines startenden Flugzeugs türmen sich Melodie über Schlagwerk über einen dröhnenden Bass. Typisch Postrock eben und damit vermutlich nicht für jedermann. (Julia Maehner)
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Steve Cradock – „Peace City West“ (Haldern Pop/Cargo)
Der Gitarrist von Ocean Colour Scene und Weggefährte Paul Wellers liegt nun sein erstes Soloalbum vor. Und wenn ein gestandener Musiker wie Steve Cradock „solo“ sagt, dann meint er auch „solo“. „Peace City West“ wurde tatsächlich komplett von Cradock eingespielt und dann auch noch in Wellers Black Barn Studio alleine produziert. Musikalisch geht es melancholisch, melodieverliebt und beatlesbegeistert zu, womit Cradock natürlich vorzüglich in das Oeuvre des kleinfeinen Haldern Pop Labels passt.
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Cults- „Cults“ (Columbia/Sony)
Die amerikanischen Kollegen sticheln in ihrer Review zum Debüt von Cults, dass es ja momentan jede Woche eine neue Band gibt, die wahlweise in L.A. oder New York aus einer dieser Bohemien-Ecken kriecht und sich den 60-Girl-Group-Pop mit den Waffen Phil Spectors vornimmt. Die aus Kalifornien stammenden Wahl-New-Yorker Madeline Follin und Brian Oblivion passen gut in dieses Klischee, machen aber fehlende Originalität mit guten Songwriting und wunderbaren Stimmen wett. „Cults“ kann man komplett im simfy-Player hören.
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Samy Deluxe – „SchwarzWeiss“ (Capitol/EMI)
Samy Deluxe ist zurück. Mit „SchwarzWeiss“ erscheint heut sein mittlerweile viertes Studioalbum in die Läden. Der Hamburger MC rappt über seine Vergangenheit, das Schwarzweiß unserer Gesellschaft, das Rappen an sich und die Liebe – wie immer also. Dabei nimmt er wie üblich kein Blatt vor dem Mund und ist durchaus selbstkritisch: „Frag die Leute die mich kennen / Samy ist ein komplexer Typ / vollkommen in sich selbst verliebt / und ein kompletter Einzelgänger“. Das Album gibt’s im simfy-Player, Ach ja, Samy Deluxe ist übrigens in unserer aktuellen Ausgabe in der Kolumne „My Typewriter“ Gastautor. (Julia Maehner)
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Firefox AK – „Color The Trees“ (Columbia/Sony)
Andrea Kellermann ist die Gattin des schwedischen Künstlers Tiger Lou, schlägt musikalisch aber in andere Kerben. Unter dem Namen Firefox AK verschmelzt sie klassischen Songwriterpop mit iPod-Beeps und -Clongs und bettet ihre zartschmelzende Stimme auf eher kühle Sounds. Ganz wunderbar klingt das in Liedern wie „The Wind“ und im minimalistischen „Between These Walls“, etwas zu dick aufgetragen wirkt es in „Honey Locust“. Das Album läuft im simfy-Player. Hier der aktuelle Clip zu „Boom Boom Boom“:
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Jennifer Rostock – „Mit Haut und Haar“ (Planet Roc/Warner)
Die Musiker von Jennifer Rostock sind allesamt ganz liebe Kerle, und die Stimme, das Gesicht und die Namensgeberin Jennifer Weist auch eher nett als skandalös. Zugegeben, sie erfüllt mit ihrer Piercings und Tätowierungen optisch das Klischee des weiblichen Schwiegermutterschrecks. Daher kann man die auf Skandalnudel gepolte Inszenierung durchaus nachvollziehen – was aber nichts daran ändert, dass es so langsam nervt. Denn sooooo böse und rotzig ist ihr Ideal-Update nun auch wieder nicht. Bisweilen allerdings ganz gut gemacht, wenn man hinter die Optik und in die Songtexte schaut. Das Album läuft im simfy-Player.
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She Wants Revenge – „Valleyheart“ (Eleven Seven/EMI)
Wer hätte gedacht, dass Justin Warfield ausgerechnet mal beim Goth-Rock von der Stange enden sollte. Früher war er die eine Hälft des genialen HipHop-Duos One Inch Punch, die Industrial-Beats, mit einem eigentümlichen Rap-Flow und eher am Grunge geschulten Gesang mischten. Seit 2005 musiziert er nun mit Produzent Adam 12 unter dem Namen She Wants Revenge. Hier wird nicht mehr gerappt, hier wird gesungen, mit voller Stimme über schwärzestes Liebesleid. Das hat sich auf auf „Valleyheart“ nicht geändert, allerdings hat man sich ein paar Ecken und Kanten abgeschliffen, die zum Beispiel noch den bösen Hit „Tear You Apart“ ausmachten. Wie das jetzt klingt, hört man im simfy-Player, hier ein Track aus grauer Vergangenheit: