Neu im Plattenregal: Die Alben vom 17. Februar 2012
Die Neuerscheinungen der Woche - wie immer mit Rezensionen, Videos und Streams. Diesmal u. a. mit dabei: Tindersticks, Mull Historical Society, Mount Washington, Sleigh Bells.
In unserem beliebten Überblick der Alben der Woche reisen wir weiterhin durch die Plattenläden des Landes. Heute empfehlen wir einen Besuch bei Hot Shot Records in der Knochenhauerstr. 20-25 in 28195 Bremen. Alle Infos gibt es hier.
Band Of Skulls – „Sweet Sour“ (PIAS/Rough Trade)
Drei Sterne gibt es in unseren Kurzrezensionen in der März-Ausgabe für das neue Album der einst so gehypten Band Of Skulls: „Große Rocksongs aus Southampton: Die Band Of Skulls spielt schwere Bluesriffs, die sie für das Publikum der White Stripes und der Kings Of Leon empfehlen. Doch auch für Poesie ist Platz. Wenn Russell Marsden und Emma Richardson zweistimmig zu gezupften Gitarren singen, erinnern wir uns an Led Zeppelin – und mögen Band Of Skulls noch ein bisschen lieber.“
>>>> Stream: „Sweet Sour“
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Field Music – „Plumb“ (Memphis Industries/Indigo)
Drei Sterne gibt es von Maik Brüggemeyer in seiner Rubrik „Freistil“: „‚Field Music (Measure)‘, das letzte Album des britischen Art-Pop-Ensembles um David und Peter Brewis, war grandios in seiner Maßlosigkeit – 70 Minuten, 20 Songs postmoderner Wahnsinn. ‚Plumb‘ ist nur halb so lang, dafür doppelt so schnell. Nach fünf Minuten haben sie sich bereits durch die erste Hälfte der 70er-Jahre gespielt – Harry Nilsson, King Crimson, die frühen Wings, die mittleren Beach Boys, ELO, Queen und Barclay James Harvest. Das ist der Rahmen, durch den sich auch die weiteren zwölf Songs nervös, eklektisch und ungemein unterhaltsam bewegen. Die Frage nach dem ‚Warum‘ stellt sich komischerweise erst, wenn das Album rum ist.“
>>>> Albumstream
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Hanne Hukkelberg – „Featherbrain“ (Propeller/Soulfood)
Die Zola Jesus des skandinavischen Folks? Björk mit Blumen im Haar? Fever Ray mit Schüttelfrost? Es gäbe viele griffige Bezeichnungen für die Musik von Hanne Hukkelberg, die man mit bekannteren Musikerinnen verknüpfen kann. Nötig hat die Norwegerin dies jedoch nicht. Auf ihrem mittlerweile vierten Album findet sie wieder ihren ganz eigenen Ton, irgendwo im bunten, weiten Land zwischen geerdetem Folk und kreativer Exzentrik. Highlight auf diesem bunten Album ist sicher die bisweilen gar indianisch anmutende Single „My Devils“ und der Song „Erik“ – ein Duett mit einem greisen, klassischen Sänger, begleitet von einem verstimmten, schaurigschönen Klavier.
>>>> Video: „My Devils“
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Islands – „A Sleep & A Forgetting“ (Anti/Indigo)
Nick Thorburn, der uns schon mit den Unicorns abenteuerfreudige Popmusik bescherte, widmet sich auf dem neuen Album seiner Band Islands einem der ältesten Themen der Welt. „A Sleep & A Forgetting“ ist nämlich ein Trennungsalbum. Allerdings eines, das musikalisch recht unbeschwert daherkommt. „If I don’t feel bad is there something wrong?“, fragt Thorburn zum Beispiel in „No Crying“ – gleich nachdem er in einem Song klarstellt: „Never Go Solo“. Mit den Unicorns war Thorburn schon mal abgedrehter (und oft spannender), hier kommt jedoch seine samtene Stimme besser zur Geltung. Das Album gibt es momentan übrigens im Stream.
>>>> Albumstream
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Anaïs Mitchell – „Young Man In America“ (Cadiz/Wilderland/Soulfood)
Jörn Schlüter vergibt vier Sterne und meint: „Der Kern des Albums ist das Titellied, eine Studie des jungen amerikanischen Mannes, den Mitchell mit einer Mischung aus Anteilnahme und Beklemmung als gefährliches Muttersöhnchen beschreibt. Um dieses Lied gruppieren sich Kompositionen, die oft mit nur einer Akkordfolge auskommen, vollendete Skizzen, die das Werk ein wenig wie ein Konzeptalbum wirken lassen (es ist wohl auch eines). Mütter, Väter, Hirten, Vater Abraham: Mitchell braucht archaische Worte für archaische Zusammenhänge und macht ein großartiges Album, das dem jungen Jahr einen frühen Höhepunkt beschert.“
>>>> Albumtrailer
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Mohna – „The Idea Of It“ (Sunday Service/Indigo)
Mona Steinwidder spielt auch bei den sympathischen Me Succeeds und ist zudem, zumindest in Hamburg, als freischaffende Künstlerin ein Begriff. Mit ihrem Soloprojekt Mohna verfolgt sie auch auf dem zweiten Album den totalen DIY-Ansatz. Die Songs wurden in der eigenen Wohnung aufgenommen oder teilweise nach Ladenschluss an einem Steinway-Flügel in einem Musikgeschäft. Damit passt sie gut zu ihrem Label Sunday Service, das ja schon immer ein Herz für kreative Eigenbrötler und Autodidakten hatte. Die Songs sind entsprechend minimalistisch, aber auch ungeheuer lebendig, da man jeden Tastenschlag, jedes improvisierte Percussion-Instrument, jeden handgeklöppelten Rhythmus geradezu fühlen und vor seinem geistigen Auge sehen kann. In Verbindung mit ihrer Stimme ergibt das eine Mischung, die im besten Sinne beruhigende Wirkung hat.
>>>> Video: „To Do“
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Mount Washington – „Mount Washington“ (Glitterhouse/Indigo)
Drei Sterne gibt es in unseren Kurzrezensionen: „Mount Washington hießen früher Washington und haben drei recht unterschiedliche, allesamt schöne Alben gemacht. Nun leben die Norweger in Berlin, wo die ätherischen Klanglandschaften des Vorgängers das Tanzen lernten. Pop wie von Keane, aber mit Rhythmus und ohne falsches Pathos.“
>>>> Video: „Lisboa“
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Mull Historical Society – „City Awakenin“ (Kartel/Xtra Mile/Soulfood)
Drei Sterne in unseren Rezensionsquickies: „Colin MacIntyre geht in die Stadt: zehn Songs über Glasgow, London und New York, übersprudelnd, jubilierend. I like the lights! MacIntyre, der nach zwei Alben unter eigenem Namen zu seinem Moniker zurückkehrt, macht eine sehr optimistische, sehr britische Popmusikplatte.“
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Perfume Genius – „Put Your Back N2 It“ (Matador/Beggars Group/Indigo)
Mike Hadreas, die Stimme und der Kopf von Perfume Genius, sorgte vor einigen Wochen für Empörung und Aufregung. Der Grund: YouTube fand sein Video zu „Hood“ anstößig. Hadreas kuschelt darin sehr zärtlich mit dem Schwulenpornostar Arpad Miklos und lässt sich von ihm kämmen und schminken. Auch Prominente reagierten auf die Sperrung des Videos. Michael Stipe sagte zum Beispiel öffentlich: „Schäm dich, YouTube!“. Mittlerweile ist das beeindruckende Video dort wieder zu sehen. „Put Your Back N2 It“ ist das zweite Album, das Hadreas als Perfume Genius veröffentlicht. Und es ist wundervoll: Meist zu dezenten Pianoklängen öffnet Hadreas hier sein Herz. „I’ve grown weary on my own“, singt Hadreas und hat sich hörbar entschieden, sich musikalisch nicht mehr im Selbstzweifel zu verstecken, sondern zu zeigen, dass er großen Pop kann, wenn er denn will. „Take Me Home“, der Song aus dem die Zeile stammt, belegt das recht eindrucksvoll. Mit so einer Stimme und so einem sicheren Gang auf dem schmalen Grad zwischen Pathos und Kitsch hätte der junge Herr aus Seattle ein größeres Publikum verdient. Vielleicht hilft die Aufregung um „Hood“ ja dabei…
>>>>Video: „Hood“
>>>> Albumstream
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Shearwater – „Animal Joy“ (Sub Pop/Cargo)
Eines dieser Alben, das man gut hören kann (wie man hier in unserer Rezension erfahren kann) und das zugleich ein Schmuckstück in jedem Regal ist (wie man hier sehen kann)
>>>> Albumstream
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Sleigh Bells – „Reign Of Terror“ (Zomba/Sony Music)
Alexis Krauss und ihr Bandkollege Derek Miller scheinen den Hype um ihre Sleigh Bells unbeschadet überstanden zu haben. Ihr neues Album „Reign Of Terror“ hält weiter unbeirrt an Millers Trademark-Sound fest, der ja ganz gerne bis zur Unkenntlichkeit verzerrte Gitarren von HipHop-inspirierten Beats zerschießen lässt. Für den Sexappeal und den Popzucker ist dann Krauss zuständig, die zwar auf der Bühne gerne die Headbangerin gibt, sich als Sängerin aber durchaus auch mal an Madonna und Co. orientiert.
>>>> Video: „Comeback Kid“
>>>> Albumstream
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Tindersticks – „The Something Rain“ (City Slang/Universal)
Ach ja, die Tindersticks. Machen wir ja kein Geheimnis draus, dass sie zu unseren Lieblingen zählen. Aber sie überzeugen einfach immer wieder. So auch mit „The Something Rain“, dem Arne Willander in seiner Kritik satte fünf Sterne gibt.
>>>> Albumstream
>>>> Videointerview mit Stuart A. Staples
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William Wahl – „Wie schön wir waren“ (Odeon/EMI)
Der Kölner William Wahl ist einer der Sänger von Basta – einer A-Capella-Band aus Köln. Nun also das Soloalbum, das einen zwar kitschigen aber irgendwie auch schönen Titel trägt. Diese Adjektive passen dennoch nicht so recht zu „Wie schön wir waren“, denn Wahl tischt hier überwiegend eine recht klebrige Kitsch-Suppe auf, mit flauen Streichern, betulichen Texten, drucklosem Schlagzeug, harmlos klimperndem Klavier und einem Songwriting aus dem gleichen Bubi-Baukasten, der schon für einen Bendzko funktioniert hat. Auch Wahls Stimme fehlt es bei diesem Alleingang an Wiedererkennungswert, meist flötet sie verkrampft melancholisch vor sich her und arbeitet sich an Zeilen wie diesen ab: „Wie ein letztes Boot vor der vollen Nacht / Hat mich dieses Bild zu dir gebracht“. Ein Song heißt „Tu es sanft“ – und damit hat er sein Dilemma schon gleich selbst benannt. Hier ist alles so flauschig, mit dem billigsten Weichspüler reingewaschen, dass man es kaum ertragen kann.
>>>> Video: „Lass es schneien“