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Neu im Plattenregal: Die Alben vom 14. Dezember 2012
Unsere Galerie der Neuerscheinungen der Woche - wie immer mit Rezensionen und Streams. Diesmal u. a. mit dabei: Die Nerven, Der Rest, Wassbass, Public Enemy, Mrs. Greenbird. Hier können Sie in einige der Alben reinhören.
Wie jede Woche reisen wir in unserer Albenvorschau durch die Plattenläden des Landes. Heute empfehlen wir einen Besuch bei H&M Schallplatten
Passauerstr. 10
84359 Simbach/Inn.
Wie jede Woche reisen wir in unserer Albenvorschau durch die Plattenläden des Landes. Heute empfehlen wir einen Besuch bei H&M Schallplatten
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Julia Holter – „Ekstasis“ (Domino/GoodToGo)
Bereits im März erschien das zweite Album der kalifornischen Songwriterin Julia Holter – allerdings noch nicht in Europa. Das wird nun endlich vom Label Domino nachgeholt: Ab sofort ist „Ekstasis“ auch hierzulande erhältlich. Als Holter diesen Sommer in der Kantine des Berghain spielte, schrieb Kollege Jens Balzer: „Zwischen digitaler Ästhetik und akustischer Kammermusik, zwischen athenischer Antike und kalifornischem Folk gibt es bei ihr jedenfalls keinen Widerspruch mehr: Aus dem Zirkel der Retro-Moden ist Julia Holter mutig und schön ins zeitlos Erhabene gesprungen.“ Das trifft die Sache sehr gut. Songs wie „Goddess Eyes II“ oder das düster verwunschene Eröffnungsstück „Marienbad“ haben sich das Prädikat „zeitlos erhaben“ wahrlich verdient. Das Album läuft im rdio-Player.
Mrs. Greenbird – „Mrs. Greenbird“ (Columbia D./Sony Music)
Puh. Selbst als Folkmöger und Freund charmant quengeliger Frauenstimmen, ist diese Platte irgendwie… schlimm. Vielleicht liegt es daran, dass das Duo, bestehend aus Sarah Nücken und Gitarrist Steffen Brückner, die Casting-Show „X Factor“ gewonnen hat. Wobei: Aufgefallen ist mir nicht mal das Finale, das im November stattgefunden haben soll. Nun wird also noch eben vor dem Weihnachtsgeschäft das Debüt in die Läden gebracht, um die ja immer geringer werdende Halbwertzeit eines Casting-Show-Siegers auszunutzen. Und darauf gibt’s die gewohnte Mischung aus vermeintlich originellen Covern und ein paar eigenen Songs, von denen hier wohl die Single „Shooting Stars & Fairy Tales“ am bekanntesten ist. Die, ta dah, „autobiografische“ Züge hat, was wohl Authentizität suggerieren soll. Und darüber macht man sich anscheinend oft Gedanken. Brückner meint dazu in der offiziellen Bandbio: „Der sicherste Weg, authentisch wahrgenommen zu werden, ist einfach authentisch zu sein.“ Und Sarah Nücken ergänzt: „Am wichtigsten ist uns das, was das Herz uns sagt und worauf wir Lust haben.“ Und damit sind wir beim Knackpunkt der Sache: Das Herz sagt ihnen nämlich, es sei authentisch, verdiente Klassiker der Musikgeschichte in das eigene Niedlich-Folk-Soundkorsett zu zwängen. Schlimm. So wird dann aus „Creep“ bräsiges Kirchentagsträllern und -Klampfen (die beiden haben sich übrigens beim Musizieren für die Kirche kennengelernt) und aus „Blitzkrieg Bop“ bräsiges Kirchentagsträllern und -Klampfen. „Hey ho, let’s go“ ist wohl noch nie so kraftlos und an der Sache vorbei in die Welt gesäuselt worden. Wie schon gesagt: Schlimm. Zur Regenerierung des Glaubens an gute Folkmusik, muss ich mir mal eben wieder den Sampler „Folk Off“ anhören. Das hilft. Die Single läuft im rdio-Player.
Die Nerven – „Fluidum“ (The Charming Man/Cargo)
Wo wir gerade bei Coversongs waren: Auch Die Nerven, die heute ihr Debüt „Fluidum“ veröffentlichen, machten mit einem Cover von sich reden. Sie nahmen sich „Summertime Sadness“ von Lana Del Rey vor, deutschten den Song ein und verwandelten ihn einen zerschossenen New-Wave-Deutschpunk-Bastard. Grandios war das. Nun also das Album der drei jungen Herren, die aus der Nähe von Stuttgart kommen, aber bisweilen klingen, als hätten sie in den Frühachtzigern Berlin aufgemischt. Oder sich in den Neunzigern aus der Hamburger Schule werfen lassen. Bleibt natürlich was für Genre-Freunde, aber die dürften begeistert sein, wie hier mit Worten und Wucht um sich geworfen wird in Songs die „Schrappnell“ oder „Die Bösen“ heißen, wo sie singen: „Du und ich sind wie zwei beschissene Tage / wie ein wunderschöner Tag / ganz zum Vergessen“. Manches von den etwas langsameren, auf New Wave-Atmosphäre setzenden Songs gerät noch ein wenig zu pathetisch -„Unersättlich“ zum Beispiel – aber das „Fuck You!“ an all die Individualisten von der Stange, die zum Sich-Selber-Finden nach Brasilien oder Berlin gehen, „Irgendwann geht’s zurück“, ist dann wieder dermaßen auf den Punkt, dass man sich fragt, ob man es hier wirklich mit einem Debüt zu tun hat. Das Album läuft im rdio-Player.
Wie jede Woche reisen wir in unserer Albenvorschau durch die Plattenläden des Landes. Heute empfehlen wir einen Besuch bei H&M Schallplatten, Passauerstr. 10 in 84359 Simbach/Inn.
Der Rest – „Willkommen im Cafe Elend“ (Rent A Record Company/Rough Trade)
Phil Taraz bewegt sich auch auf dem zweiten Album seiner Band musikalisch irgendwo zwischen Die Regierung und Blumfeld. Lyrisch betrachtet gibt es Zeilen voller pessimistischer Weltsicht und einen melancholischen Blick auf den Alltag – all das in einer Sprache vorgetragen, die hin und wieder auch mal unangenehm pathetisch zu werden droht. Aber nur manchmal. Das Album läuft im rdio-Player.
Sido – „Beste“ (Urban/UDR/Universal)
Sido versteht ja sein Geschäft und bringt seine „Beste“(n) Stücke als Doppel-CD passend zum Fest. Wenigstens ist er so ehrlich, gleich seinen Weihnachtssong voranzustellen. Im Interview sagte er sogar kürzlich: „Wenn man ein Künsler in meiner Größenordnung ist, dann bringt man seine Best of zu Weihnachten raus. Das ist einfach so.“ Die Songs kann man im rdio-Player hören.
WassBass – „The Germans From The Future“ (Beat The Rich!/UDR/Universal)
Grzegorz Olszówka und K.I.Z.-Mitglied Nico Seyfrid produzieren und musizieren seit einer Weile unter dem Namen WassBass. Oder sie remixen – wie erst kürzlich – Klassiker des deutschen Prollpunks. So nahmen sie sich „Ich fick dich durch die ganze Wohnung“ von den Kassierern vor. Man ahnt es schon: Man muss auf derben Humor stehen, um sich dieses Album zu geben. Dennoch wäre es unfair, ihre musikalischen Ergüsse als bloßen Quatsch abzutun. Wie WassBass zum Beispiel in ihrer Single „Gabber Mädchen“ den ungesunden Lebensstil der Technojugend ins Visier und zugleich auf die Schippe nehmen – das hat schon Witz: „Es ist Dienstag 14 Uhr / Du bist hier seit Samstag Nacht / Jetzt trinkst du Wodka pur / Wie hast du das gemacht? / Du sagst es geht dir gut / Und willst jetzt tanzen geh’n / Doch plötzlich spuckst du Blut / Mein Herz bleibt steh’n“. Das ganze wird einem dann in exakt dem Soundgewand serviert, dass man als „Gabber Mädchen“ wohl zum Steilgehen braucht, mit Autotune, Bass, blöden Keyboards und Finger-In-Die-Luft-Rave-Finale. Bleibt natürlich die Frage, ob man sich diese Musik tatsächlich auf Langstrecke anhören will – aber, hey, gut gemacht ist doch auch schon was! Das Album läuft im rdio-Player.
Herr Sorge – „Verschwörungstheorien mit schönen Melodien“ (Vertigo/UDR/Universal)
Samy Deluxe hat jetzt ein Konzept. Und zum Konzept gehört ein Alter Ego. Deshalb nennt er sich jetzt Herr Sorge. Weil er sich um diese „Schweißwelt“ sorgt, auf die er, „wie durch eine Klobrille guckt“, um zu erkennen: „Die ganze Welt Diesassda“ (sic). Das Package kommt passend zum Weltuntergang am 21.12.12 und heißt „Verschwörungstheorien mit schönen Melodien“. Leider ist das Album, dem ja eigentlich eine gute Idee zugrunde liegt, zu lang, zu überambitioniert und unterm Strich genauso schlimm wie das Cover geraten. Der Pessimismus ist aufgesetzt, die Sprache floskelhaft, die Attitüde eher pseudodüster als ernsthaft verzweifelt. Das Album läuft im rdio-Player.
Public Enemy – „The Evil Empire Of Everything“ (Eastlink/Cargo)
Während man sich bei Herr Sorge eher das Ende ein paar Tage früher herbeiwünscht, damit man das Album nicht zu Ende hören muss, zeigen Public Enemy, wie man sich so richtig Sorgen macht – und diese Sorge nicht in weinerliche Verse packt, sondern in Kampfparolen ummünzt. „Don’t Give Up The Fight“ mahnen sie da zum Beispiel gemeinsam mit Ziggy Marley im gleichnamigen Track, aber was hier textlich vielleicht manchmal etwas schablonenhaft wirkt, wird durch Angriffslust wett gemacht. Es ist nicht ihr bestes Album, aber schon das zweite in diesem Jahr – erst nur via iTunes veröffentlicht, nun aber auch als physischer Tonträger erhältlich.
Public Enemy – „Most Of My Heroes Still Don’t Appear On No Stamp“ (Eastlink/Cargo)
Das erste Album von Public Enemy in diesem Jahr ist noch einen Tacken besser geraten, was man schon fast am wahrlich gelungenen Titel festmachen kann. „Motherfuck – the what – the Tea Party! / Made you pay for education / Got no money got you waitin‘ / Tricks to keep the people fooled“, singen sie da im grandiosen Albumfinale „WTF“, bevor sich wenig später Flavor Flav auf Augenhöhe mit Obama bringt: „From barack obama to Flavor Flav / We both be a first till we get to our grave / Im the first hype man in music / Hes the first black president“. Recht hat er irgendwie. Sogar die Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame, die nun offiziell ist, kommentiert Flav bereits: „I been in this rap game for 25 years / if we made the rock and roll hall of fame / we deserve our chairs / to what we fought the power / to who stole the soul“. Auch das Titelstück und „Get Up Stand Up“ halten das hohe Niveau. Das kann man zwar nicht von allen Tracks behaupten, aber wir wollen mal nicht kleinlich sein – wer nach so langer Zeit noch top of the game ist, dem muss man nicht in die Pfanne hauen.
Wie jede Woche reisen wir in unserer Albenvorschau durch die Plattenläden des Landes. Heute empfehlen wir einen Besuch bei H&M Schallplatten, Passauerstr. 10 in 84359 Simbach/Inn.
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