Neu auf Blu-ray: „Solaris“
Neu auf Blu-ray: „Solaris“ von Regisseur Andrej Tarkowski
Regisseur Andrej Tarkowski war kein Freund von Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“, der seinerzeit, noch vier Jahre nach Erscheinen, das Sci-Fi-Kino und unsere Sicht auf den Zweck des Apollo-Programms prägte: „To Jupiter and beyond“ als Ziel. Der sowjetische Regisseur befand 1972 vielmehr, dass nicht die All-Expansion (und implizit Suche nach Außerirdischen) wichtig sei. Sondern die Erkenntnis, wozu es uns selbst eigentlich gibt. Die Reise ins Äußere als Reise ins Innere: „Wir wollen Kontakt, aber was wir brauchen, ist ein Spiegel.“
Tarkowski war orthodoxer Christ, alle seine Geschichten diskutieren Glaubensfragen. Tatsächlich glaubte er an eine höhere, determinierende Macht. Neben Ingmar Bergmann ist er auch der einzige Regisseur, der in der Vatikan-Liste der „45 wichtigsten Filme aller Zeiten“ nicht mit einem, sondern gleich zwei Arbeiten vertreten ist – darin Erzählungen über Menschen, die nach beschwerlicher Suche zu Gott finden.
Trailer „Solaris“:
„Solaris“, seine Verfilmung des Stanislaw-Lem-Romans, handelt von Vergebung. Ein neu entdeckter Planet transformiert die Gedanken zugereister Astronauten in Uncanny-Abbilder (verstorbener) Geliebter und treibt die Lebenden in den Wahnsinn, indem die Auferstandenen Schuldgefühle bei denjenigen wecken, die eh schon mit sich hadern.
Tarkowski allerdings wagt eine sanfte Neuerzählung. Raumfahrer Kelvin (Donatas Banionis) ergibt sich zwar der virtuellen Realität. Aber nicht der Liebe zu seiner verstorbenen Frau. Stattdessen der Liebe zu seinem verstorbenen Vater, mit dem er auf Solaris das neue Geister-Heim bezieht. Ein sympathischer und auch erstrebenswerter Gedanke? Kelvin darf wieder Sohn sein, sitzt zu Füßen des Älteren. Der Reset auf die ewige Kindheit. Bedingungslose Liebe. Ein Leben ohne das hormonelle Drama der Erwachsenen, das früher oder später zum Split-Up führt.
„Solaris“ erscheint digital restauriert, der Audiokommentar stammt von Rolf Giesen (DEFA Filmjuwelen).