Dies sind Neil Youngs seltsamste und schwierigste Alben

Von Synthesizern bis zu Rockabilly schlug Neil Young viele unerwartete Haken.

Von Christopher R. Weingarten

Trans (1982)

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Young begrüßte die MTV-Ära mit einem Album, das allgemein für Ratlosigkeit sorgte. Er schwelgte in Synthesizern, schickte seine Stimme sogar durch einen Vocoder – und trieb seine Rock-Fans in den Wahnsinn. „Ich wusste sofort, dass es durchgeknallter Stoff war, der mit Neils bisherigem Output nichts zu tun hatte“, sagte Gitarrist Nils Lof­gren. „Mir wäre es allerdings nicht im Traum eingefallen, dass eine Plattenfirma das Album als ,nicht Neil Young genug‘ ablehnen würde.“

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Es war das erste Album für Geffen Records, die Young später verklagten, weil er „nichtrepräsentative“ Musik abgeliefert habe. „Es war einfach der unglaublichste ,Old school meets new school‘-Clash, den man sich nur vorstellen konnte“, so Lofgren. „Er kaufte sich seine ersten beiden Synclaviers, die damals so etwas wie die High-End-Synthesizer waren. 1982 kosteten die Dinger mit allem Drum und Dran um die 150.000 Dollar. Keiner konnte sich so was leisten.“

Auch wenn der Sound fremd und synthetisch war, entsprangen die Songs doch einem allzu menschlichen Impuls. Sein jüngster Sohn, Ben, hatte zerebrale Kinderlähmung – und Young hatte alle Aktivitäten abgebrochen, um sich um die Therapie zu kümmern. „Wenn man sich ,Transformer Man‘, ,Computer Age‘ oder ,We R In Control‘ anhört, wird man diverse Anspielungen auf meinen Sohn und alle Menschen hören, die auf Knöpfe drücken oder Computer­stimmen nutzen müssen, um kommunizieren zu können“, sagte Young dem ROLLING STONE 1988.

Die tiefere Bedeutung des Albums war damals aber niemandem bewusst – und so wurde Young auf seiner Tour durch Europa oft genug ausgebuht. „Wenn Neil und ich bei ,Transformer Man‘ mit unseren Headsets und Sonnen­brillen auf die Bühne kamen, muss das ausgesehen haben wie eine futuristische Szene aus einem Buch von Isaac Asimov“, sagt Lofgren. „Die Leute sagten nur: ,Was zum Teufel ist das denn?!‘ Und bevor sie sich entscheiden konnten, ob sie’s nun mochten oder nicht, kam ,Cinnamon Girl‘. ,Computer Age‘ war auch nicht schlecht: Ich spielte zwar meine ’61er Strat, sang dazu aber mit einer verfremdeten Stimme, die drei Oktaven über meiner normalen Stimmlage lag. Für mich war es eine wundervolle Erfahrung.“

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