Neil Young: „Rockin‘ in the Free World“ mit Joan Baez & Maggie Rogers
Die Musiker haben auf der „Fighting Oligarchy“-Rallye ein Zeichen gegen Trumps Politik gesetzt.

„Take America Back“ – mit diesem Ruf eröffnete Neil Young am Samstagabend (12. April) seinen ersten Auftritt des Jahres bei der „Fighting Oligarchy“-Rallye von Bernie Sanders und Alexandria Ocasio-Cortez in Los Angeles. Gemeinsam mit Joan Baez und Maggie Rogers sorgte er vor 36.000 Menschen im Gloria Molina Grand Park für einen der politisch lautesten und musikalisch intensivsten Momente des Abends.
Kurz nach einer kämpferischen Rede der Gewerkschaftspräsidentin April Verrett betrat Young die Bühne – wie gewohnt mit seiner abgewetzten Gibson Les Paul „Old Black“. Mehrfach ließ er die ikonischen Akkorde von „Rockin’ in the Free World“ anklingen, bevor er in das selten gespielte, aber inhaltlich perfekt passende „Rainbow of Colors“ von seinem 2019er-Album „Colorado“ einstieg:
„Da ist ein Regenbogen aus Farben im alten USA.
Niemand wird diese Farben weißwaschen.
Aber das kann ich euch sagen:
Wir, das Volk, sind stark.
Und wir wissen, dass unsere Brüder und Schwestern im Lied vereint sind.“
Danach stimmte Young doch „Rockin’ in the Free World“ an – in einer ungewöhnlichen Solo-E-Gitarren-Version, bei der er das übliche Gitarrensolo durch eine eindrucksvolle Mundharmonika-Passage ersetzte. Mitten im Song kamen Joan Baez und Maggie Rogers auf die Bühne, um beim Refrain mit einzustimmen. Zwischen den Versen riefen sie mehrfach lautstark: „Power to the People!“ und „Take America Back!“, was die Menge jubeln ließ.
Den letzten Vers – „We got a thousand points of light / For the homeless man“ – der einst George H. W. Bushs Politik kritisierte, spielte das Trio nicht mehr. Der Fokus lag also eindeutig auf der Gegenwart. „Danke, Leute“, sagte Young am Ende des Sets. „Danke, dass ihr hier seid. Und danke, dass ihr nächstes Wochenende irgendwo seid – und das Wochenende danach, bis wir das hier geregelt haben. Kommt einfach immer wieder, Leute.“
Die Auftritte von Joan Baez und Maggie Rogers
Bereits am Nachmittag hatte Joan Baez ein kurzes Set gespielt, begleitet von Gitarrist Greg Leisz. Auf dem Programm standen „Imagine“ (John Lennon), „Don’t Think Twice, It’s All Right“ (Bob Dylan) und „There But for Fortune“ (Phil Ochs). Maggie Rogers spielte Songs wie „Alaska“, „Light On“ und „Different Kind of World“.
Der Abend war politisch aufgeladen und musikalisch hochkarätig – weitere Acts waren Jeff Rosenstock, Indigo De Souza, Dirty Projectors, The Red Pears und der Raise Gospel Choir.
Am 26. April tritt Neil Young beim „Light Up The Blues“-Benefizkonzert im Greek Theatre L.A. mit Stephen Stills, Billy Idol, Cat Power und Linda Perry auf. Am 18. Juni beginnt dann seine Welttournee mit seiner neuen Band The Chrome Hearts in Schweden, für die auch drei Live-Termine angekündigt worden sind.
Eine geplante Show in der Ukraine wurde indes wegen Sicherheitsbedenken abgesagt: „Wir hatten einen guten Veranstaltungsort, nahe einem Schutzraum, aber die sich verändernde Lage vor Ort war zu viel“, schrieb Young. „Ich konnte meine Crew und die Instrumente nicht mit gutem Gewissen dorthin bringen. Ich entschuldige mich bei allen. Die Ukraine ist ein großartiges Land mit einem guten Anführer. Slava Ukraini.“ Zudem äußerte Young Bedenken über seine mögliche Wiedereinreise in die USA: „Wenn man etwas Schlechtes über Trump oder seine Regierung sagt, könnte man als Kanadier daran gehindert werden, wieder in die USA einzureisen“, schrieb er am 1. April an seine Fans. „Wenn man wie ich die doppelte Staatsbürgerschaft hat – wer weiß? Wir werden das wohl gemeinsam herausfinden.“