Neil Young: Der einsame und doch glückliche Troubadour
Seine musikalische Evolution erinnert an den unberechenbaren Lauf einer Flipperkugel: von Folkrock zu Country, von Hardrock zu New Wave-Pop, von Rockabilly zu Bar-Band-Blues.
„Neil kennt keine Kurven“, sagte sein langjähriger Mitstreiter Frank „Poncho“ Sampedro einmal, „er fährt nicht um die Kurve, sondern prallt ständig an ihr ab.“
Auch wenn er mit seinen stilistischen Haken nicht nur zahlreiche Fans, sondern auch etliche genervte Bandmitglieder verlor, so hatten seine Songs doch stets das Gütesiegel „Echter Neil“. Dabei speisten sich die wundervoll knarzigen Balladen aus dem gleichen zeitlosen Themen-Pool wie seine donnernden Rocker.
Es ging um amerikanische Mythen, um Gemeinschaft und individuelle Freiheit, um den Kampf gegen Zwänge und Obrigkeiten, um Gewalt, Sterblichkeit, Straßenkreuzer und den großen revolutionären Blues.
Ich bin gut drauf – und das schon seit vielen Jahren
Young hat eine unglaubliche Zahl an Soloalben veröffentlicht – und auch wenn seine besten Arbeiten („Ambulance Blues“, „Powderfinger“, „After The Goldrush“) aus den 60er und 70er Jahren stammen, so liefert doch jedes Album noch diverse Highlights.
Songs wie der Softrock-Klassiker „Heart Of Gold“, seine einzige Nummer eins in den USA, trugen dazu bei, das Bild eines einsamen Troubadours zu zeichnen – was dem 73 Jahre jungen Young allerdings gar nicht schmeckt: „Irgendwie vermitteln meine Songs wohl den Eindruck, als sei ich vom Leben deprimiert“, sagte er 1995 bei seiner Einführung in die Rock’n’Roll Hall of Fame. „Dabei kann ich mich bei meinem Schicksal nicht beklagen. Ich bin gut drauf – und das schon seit vielen Jahren. Wenn ich also mal etwas tranig aus der Wäsche schauen sollte – vergesst es! Mir geht’s gut.“