Nach Wolfsburg zum Workshop

Bei der VW Sound Foundation werden wieder neue Talente und Lokalmatadoren gefördert.

Wenn man als Musiker in Deutschland gefördert wird, muss man dankbar sein. Ein feuchter Proberaum im Luftschutzbunker – riesig. Ein Auftritt beim Stadtfest (für Spritgeld) – traumhaft. Das kulturpolitische Bewusstsein für die Bedeutung der hiesigen Popularmusik ist noch immer nicht sehr ausgeprägt, auf Firmen-Seite ist Popmusik dagegen hier und da als Image-Träger erkannt worden. Besonders aktiv ist VW, die ihre Autos erst nach alternden Rockbands benannten und dann die Breitenförderung entdeckten. Im Rahmen der „Volkswagen Sound Foundation“ vergibt der Wolfsburger Automobilbauer Nachwuchspreise, schickt junge Bands mit arrivierten Könnern in Klausur, vermittelt Künstler an die Branche und verleiht schwarze Busse an mittellose Musiker. Die Werbebotschaft: Volkswagen tut was für die Volksmusik.

Zweimal jährlich werden in den Kategorien Rock, Pop und HipHop/R’n’B jeweils drei Bands für die Fördermaßnahmen ausgewählt. Einige haben einen Plattenvertrag, sind aber noch nicht bekannt (die „Newcomer“), andere sind maximal Lokalmatadoren (die „Talents“). Drei arrivierte Acts – derzeit sind es Raemonn, Seal und Samy Deluxe – übernehmen die Patenschaft für die Newcomer, geben Tipps, stellen Kontakte her und rücken vielleicht ein Vorprogramm raus. Die Newcomer kümmern sich ihrerseits um die Talents, das Prinzip heißt „Pate-Pate“. Ein wichtiger Moment der Fördermaßnahmen ist die so genannte BandFactory, in deren Rahmen ein zweitägiger Workshop mit Vertretern der Branche abgehalten wird. A&Rs, Songwriter, Produzenten, Choreographen, Musikanwälte, Booker – die Profis sprechen übers Geschäft, es gibt Showcases und Coachings.

Klingt, als könne man was lernen. Unbedingt, sagt Marc Möllmann von Mode Execute Ready. Die Dortmunder Rocker sind im laufenden Förder-Zyklus dabei. Möllmann erinnert sich an den Choreografie-Workshop: Welche Wirkung hat diese oder jene Geste auf den Zuschauer? Es sei doch interessant, sich des eigenen Körpers auf der Bühne bewusster zu werden. Auch den Hinweis von Dozentin Michelle Leonard (saß früher in der „Popstars“-Jury), man solle für das Texten eines Liedes mindmaps anfertigen, um das jeweilige Thema einzukreisen, fand Möllmann hilfreich. Nach dem Showcase seiner Band musste er sich allerdings anhören, dass man mit englischsprachiger Rockmusik in Deutschland derzeit keine Platten verkaufen könne. Autsch. Wir wünschen trotzdem viel Erfolg – übrigens auch jenen Bands, die es in die nächste Staffel der „VW Sound Foundation“ schaffen wollen. Die Kanäle für die Online-Bewerbung sind bis Ende November offen, der Wettlauf beginnt. jörn SChlüter

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