Nach vielen schlaflosen Nächten hat GRANT-LEE PHILLIPS endlich seinen Solo-Frieden gefunden
Er sei sich nicht sicher, ob er ihn deshalb an den Anfang von „Mobilize“ gestellt habe, sagt Grant-Lee Phillips. „Aber mir war natürlichklar, dass mich dieser Song mit meiner Geschichte verbindet.“ Die Geschichte heißt Grant Lee Buffalo, der Song „See America“. Phillips skizzierte ihn schon Anfang der 90er, als er mit GLB erstmals nach New York kam und unweit der Freiheitsstatue unfreiwillig verloren ging. Der Song sei „eine kryptische Referenz auf diese Erfahrung, diese Idee, verloren zu gehen, um seinen Weg zu finden“.
Nach dem Ende seiner Band und „vielen schlaflosen Nächten“ trieb sie den Songwriter aus Los Angeles noch mal um. Auf Raten kam das Aus für GLB. Nach „Copperopolis“ war 1997 Produzent Paul Kimble gegangen, der endlich eigene Songs realisieren wollte. Phillips hätte seine Nase gern tiefer in die Produktion gesteckt und spricht heute von einer „Erosion der gegenseitigen Toleranz“. Dass der große Durchbruch ausblieb, half auch nicht gerade. So feierten Phillips und Drummer Joey Peters 1998 schließlich den Schwanengesang in Form des Albums „Jubilee“.
Verunsichert suchte der sensible Phillips zunächst Zuflucht bei einem Akustik-Album für die Website: Ladies Lore Oracle“, in drei Tagen bei einem Freund eingespielt, sieht er jetzt als „Selbstgespräch, das mir half, den Glauben an mich wiederzugewinnen“. Dann war Amerika wieder in Sicht „Man könnte sagen“, sagt Phillips, „‚See America‘ ist das Dock. Und der Rest der große Dampfer, der gerade ausläuft.“
Beim Stapellauf fürs neue Album „Mobilize“ führte Carmen Rizzo die Soundregie. Keine Frau, sondern ein „highly intuitive fellow“, der sein Studiohandwerk bei Trevor Horn (Frankie Goes To Hollywood, Seal etc.) erlernte. Phillips: „Schon komisch, dass wir einen gemeinsamen Weg fanden. Carmens Background ist Dance- und Ambient-Music, während meine Einflüsse ja von Bowie bis Flatts &. Scruggs reichen (lacht). Aber wir können uns auf Björk und Air einigen. Ich konnte das Steuerrad also schon getrost ihm überlassen, wenn die Straße richtige Schlaglöcher hatte.“ Aufs Songwriting selbst hatte Rizzo keinen Einfluss. Schon unmittelbar nach dem GLB-Ende hatte Phillips begonnen, mit Equipment zu experimentieren, mehr auf dem Piano zu schreiben und „Rhythmen zu programmieren, statt immer nur mit der Gitarre anzufangen“. Hat „Mobilize“ ein Thema? „Nach ‚Copperopolis‘ meide ich Konzepte. Aber unbewusst tobte sicher ein Kampf zwischen Licht und Schatten. Viel Erwartung, viel Hoffnung, aber da saß auch immer dieser Typ auf meiner Schulter, der flüsterte: Hast du dir das auch gut überlegt?“ So wie damals in New brk unter Lady Liberty.