Nach Skandaljahr: ESC stellt neue Regeln auf – Bekenntnis zum Mainstream

Nach den Skandalen von Malmö suchen die Veranstalter mehr Swing und Lockerheit.

Der Name Joost Klein wird mittlerweile als „Vorfall“ gehandelt. Der platinblonde Rapper und YouTuber aus den Niederlanden ist beim ESC 2024 in Malmö wegen seinem Krawallverhalten gegenüber einer Produktionsmitarbeiterin disqualifiziert worden. Letztlich. Doch bereits zuvor gab Klein bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Sängerin Eden Golan das ungezogene Kind. Er missbilligte Worte der israelischen Kollegin, komplett verhüllt mit einer holländischen Fahne über dem Kopf. „Ausschluss aus dem Wettbewerb“ war die Konsequenz, das Finale fand ohne seine „Europapa“-Song statt.

Nun schafft die Europäische Rundfunk Union (EBU) als Veranstalter „zwei neue Leitungspositionen“ für künftige Wettbewerbe. Dazu werden „drei Entwicklungsfelder“ definiert, wie es der Nachrichtenblog „ESC Kompakt“ berichtet.

Die Basis für diese Strukturänderungen ist eine unabhängige Überprüfung der Veranstaltung in Malmö. In einer Mammut-Umfrage wurden dutzende Statements eingeholt, von der Leitung der jeweiligen Länderdelegationen (der so genannten „Reference Group“) vom Verwaltungsrat der internationalen Rundfunkanstalt, auch die verantwortlichen EBU/ESC-Kernteams kamen zu Wort. Ein vielschichtiger Meinungskanon.

Ein zentrales Ergebnis: Die Organisation und Abwicklung des ESC erfordern (noch) mehr Fachkräfte und ein besser organisiertes Führungsteam.

Es wird somit einen neuen ESC-Direktor geben, der dem stellvertretenden Generaldirektor und Mediendirektor der EBU unterstellt ist. Er soll künftig „Executive Supervisor“ Martin Österdahl entlasten. Dieser soll sich besser auf die ESC-Produktion, die Delegationsleiter und den Aufbau von Beziehungen zu den Mitgliedern sowie auf alltägliche Produktionsfragen konzentrieren können. Zudem wird die Position des Leiters der ESC-Marken- und Werbeabteilung (Head of ESC Brand and Commercial) geschaffen.

Möglichst breite Vielfalt

Während diese Änderungen die Management-Struktur betreffen, gibt es auch drei inhaltliche Felder:

Unter der Überschrift „EBU-Governance und Beteiligung“ sollen die „Entscheidungsbefugnisse“ der verschiedenen EBU-Leitungsgremien in Bezug auf die Teilnehmerliste gecheckt werden. Das soll eine möglichst breite Vielfalt, aber auch die Rolle der jeweiligen Delegationsleiter und ganz besonders die Pflichten der teilnehmenden KünstlerInnen gewährleisten.

Man will offenbar Stinkstiefel vorab ausschließen, was – Stichwort Zensur – auch nach hinten losgehen kann.

Der Bereich „Sicherheit und Risikomanagement“ klingt nach technischen und juristischen Fragen (gerade im Bereich Cybersicherheit) vor dem Hintergrund von „gestiegenen Anforderungen“.

Ein Bekenntnis zum Mainstream

Zum Ende die lustige Formulierung „Sicherstellung einer publikumswirksamen Show“ und eines breiten Engagements. Hier will sich die EBU um „verstärkte Zusammenarbeit mit Fangruppen, Influencern und Medien“ bemühen. Ziel ist es, „ein breiteres Engagement auf der Grundlage der ESC-Werte zu erreichen“. Und ein Bekenntnis zum Mainstream. Der ESC soll weiterhin eine Show für alle Zuschauer sei, „die ein breites Publikum aller Altersgruppen zur Hauptsendezeit anspricht“.

Man darf gespannt sein, ob diese etwas dröge klingenden Eingriffe in Verwaltung und Marketing dabei helfen, dem ESC ab 2025 wieder einen beswingteren Geist einzuhauchen.

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