Nach Konzertabbruch wegen Dreadlocks: Schweizer Band Lauwarm dürfen bei Festival erneut nicht auftreten
Das Konzert der Reggae-Band wurde kurzfristig abgesagt. Zuvor stand sie in der Kritik, weil weiße Bandmitglieder Dreadlocks tragen.
Die Schweizer Reggae-Band Lauwarm wurde erneut ausgeladen. Eigentlich hätten sie bei dem Kulturfestival Lorraine-Chilbi am 20. August spielen sollen, doch ihr Auftritt wurde kurzfristig abgesagt.
Den Grund der Absage gaben die Veranstalter nicht direkt bekannt. „Es handelt sich um eine zu grosse Kontroverse für ein Quartierfest“, sagte ein Mitglied des Organisations-Komitees im Gespräch mit „Blick“. Eine genauere Erklärung gab es nicht. Lauwarm hätten zwei Tage vor dem Konzert noch mit ihrem Auftritt gerechnet. Sänger Dominik Plumettaz machte die Absage auf Instagram öffentlich und kommentierte bloß: „Cancelled“
Die Dreadlock-Debatte
Erst vor einem Monat erlebte die Band die gleiche Kontroverse. Ihr Konzert in der Brasserie Lorraine in Bern wurde abgebrochen. Besucher*innen sollen sich „unwohl“ gefühlt haben, weil weiße Bandmitglieder Dreadlocks tragen. Der Vorwurf: „kulturelle Aneignung“. Plumettaz verteidigte die Band. Lauwarm sehe sich als Gruppe, die sich von „verschiedenen Kulturen“ inspirieren lasse.
Am 19. August traf es dann einen österreichischen Musiker. Mario Parizek durfte nicht in der Züricher Bar „Gleis“ auftreten. Der Grund? Er trägt als weißer Musiker Dreadlocks. „Herzlichen Glückwunsch ans Gleis für diese mehr oder weniger faschistische Einstellung“, schrieb er auf Instagram. Parizek sei in einem „rechten“ Dorf aufgewachsen und habe mit seinen Dreadlocks gegen die Politik protestiert.
Kulturelle Aneignung
Seit den Vorfällen ist in der Schweiz eine Debatte rund um den Begriff „kulturelle Aneignung“ entbrannt. Eine schwierige Diskussion. Popkritiker Jens Balzer erklärte im Gespräch mit „Deutschlandfunk“, dass Kultur immer schon auf Aneignung beruhe. Allerdings sei es wichtig zu bedenken, dass es trotzdem auch „Ausbeutungsverhältnisse“ gebe. Eine „pauschale Verbotskultur“ lehne er ab.
+++ Dieser Artikel erschien zuerst auf musikexpress.de +++