Nach ihrem großen Erfolg mit „Scream, Dracula, Scream!“, ist Speedo, Frontmann von Rocket from the Crypt, genügsam geworden
Es gibt sie immer noch, die wackeren Rock n Roller aus der Gruft. San Diego war einmal in aller Munde, als Speedo und seine Freunde von Rocket From The Crypt 1996 mit ihrer vierten, bis heute komplettesten Platte „Scream, Dracula, Scream!“ und dem innerhalb weniger Wochen totgedudelten Hit „On A Rope“ zur salonfähigen Punkrock-Sensation avancierten. Danach folgten zwei weitere, ebenso wenig bemerkenswerte wie erfolgreiche Werke über sleaze, leather, booze, bikes and babes die typischen Themen halt – und der Rauswurf beim Major-Label Interscope.
Einige Jahre später ist Garagen-Rock, sind 30-minütige Langspielplatten wieder chic, doch Rocket From The Crypt haben von Streikes, Vines, Libertines etc. nicht profitiert. „Seitdem gab es in Bezug auf unsere Band zwar keinen wirklichen backlash“, erzählt Sänger und Gitarrist Speedo, „aber etwas verwirrt waren wir alle schon. Schließlich spielten wir damals bei ‚Top Of The Pops‘, unser Video war sogar in England rund um die Uhr zu sehen, und schaltete man das Radio ein, lief Rocket From The Crypt. Die Leute kamen und sagten: ,Wow, ich hab euch auf MTV gesehen – was macht ihr jetzt mit der ganzen Kohle?‘ In Wahrheit waren wir genauso pleite wie zuvor. Finanziell hat sich unsere Hochzeit nämlich überhaupt nicht ausgezahlt.“
Mit dem neuen Studioalbum „Live From Camp X-Ray“, das die gewohnten Themen unter geschmacklosen Titeln wie „Dumb, Blind And Horney“, „Blicket Of Piss“ und „Too Many Balls“ variert, ist das Sextett jetzt beim aufstrebenden „Vagrant“-Label gelandet, das mit Koufax oder den Get Up Kids vor allem Bands beheimatet, deren Mitglieder gut zehn Jahre jünger sind als die Rockets selbst.
Speedo ist sich der Veteranen-Rolle durchaus bewusst und lässt es, was die Zukunft von Rocket From The Crypt betrifft, eher ruhig und gelassen angehen. „Mich freut der Erfolg all dieser neuen, frischen Rock-Bands, aber um ehrlich zu sein: Ich hör’s mir nicht wirklich an. Wenn man mir in den letzten zehn Jahren für jedes aufgeregte ‚Rock is back!‘ eines Journalisten oder Plattenfirmenmitarbeiters einen Dollar gegeben hätte, könnte ich mich heute zur Ruhe setzen. Für mich und die Band ist es einfach wichtig, dass wir bei unserem neuen Label ‚Vagrant‘ noch unbürokratischer und regelmäßiger unsere Alben veröffentlichen können.“
Genügsamkeit – nicht das schlechteste Rezept für alternde Rock’n’Roller.