Nach dem vorläufigen Ende von Sebadoh konzentriert sich Sänger und Songschreiber Lou Barlow auf seine neuformierte Folk Implosion
Zu Zeiten des Dinosaur Jr.-Klassikers „You’re Living All Over Me“ schien Bassist Lou Barlow neben seinem Bandkollegen J Mascis quasi hyperaktiv – also eigentlich ganz normal. Als er kurz danach ausstieg, mit Sebadoh einige Meilensteine des Lo-Fi-Gitarrenrock vorlegte und nebenher noch zig Nebenprojekte ankurbelte – die bekanntesten wohl die Partnerschaft mit dem Songschreiber John Davis, Folk Implosion, und die Home-Recording-VerwertungSentridoh- war er regelrecht umtriebig. Bei unserem Interview war davon nichts zu spüren. Lou Barlow wirkte ziemlich müde und desillusioniert.
„Sebadoh haben sich mit dem letzten Album wohl erst mal selbst erledigt, zumindest habe ich nicht das Gefühl, das nach ‚The Sebadoh‘ noch jemand Lust auf ein neues Album von uns hat, die Folk Implosion ging in der Form auch nicht mehr weiter, weil John Davis ausgestiegen war, und meine letzten Home-Recordings, „Free Sentridoh Songs Front Loobiecore‘, hab ich ohne Promotion veröffentlicht, weil meine Karriere gerade in einer Phase steckte, in der eh alles verrissen wurde, was ich machte, da musste ich nicht noch Rezensionsexemplare verschicken.“ Die persönliche Krise hört man den Songs auf dem neuen Folk Implosion-Album „The New Folk Implosion“ auch an. Doch trotz allem ist dies – wie der Titel schon sagt – auch ein Neuanfang, denn mit Russel Pollard, der auch schon auf „The Sebadoh“ Schlagzeug spielte, und Imaad Wasif, seinem Kollegen von der Band Alaska!, hat sich die Besetzung der Folk Implosion vollständig verändert. Dass sich auch die Plattenfirma Interscope während der Aufnahmen von Barlow trennte, führte zwangsläufig zu weiteren Veränderungen.
Warum aber hat der Mann, der sich sonst nie scheute, neue Bands ins Leben zu rufen, den Namen beibehalten? „Ach, weißt du, die Leute kommen ja nicht mehr mit, wenn man ihnen ständig neue Namen um die Ohren haut. Kein Mensch weiß mehr, bei welchen Bands und Projekten ich eigentlieh mitspiele, und ich will die wenigen Fans, die ich noch habe, nicht noch mehr verwirren.
„The New Folk Implosion“ klingt jedenfalls, als kämen bald wieder einige Anhänger dazu, denn Barlow – immer noch einer der besten Songschreiber, die aus dem Grunge entsprungen sind – scheint seine vielfältigen Talente gebündelt zu haben. Das Album klingt teilweise wie eine Mischung aus Sebadoh und Folk Implosion.
Ja. Jetzt, wo ich praktisch nur noch diese eine Band habe, ist es ja ganz natürlich, dass sich das alles hier konzentriert. Aber ich finde schon, dass das Albuni in sich geschlossen ist. Es gibt da keine echten Brüche.“ Das Wichtigste, so Barlow, sei, wieder eine Band zu haben, mit der er an neuen Songs arbeiten könne. „Meine formativen Jahre habe ich bei Dinosaur Jr. verbracht, da wurde auf Zusammenarbeit nicht besonders viel Wert gelegt Wir haben teilweise nicht mal miteinander gesprochen. Und ich merkte schon damals: Da fehlt irgendwas.“ Was denn? „Fun.“