Nach dem etwas abrupten Ende der hochgelobten At The Drive-In hat Jim Ward jetzt eben SPARTA gegründet, eine weniger halsbrecherische Band
Wenn Jim Ward nicht gerade ein Konzert mit Sparta gibt, ist er ein sehr unscheinbarer Mensch. Heute sitzt Jim, ein Baseball-Käppi tragend, in einem Hamburger Club und vertreibt sich die Minuten bis zum Auftritt damit, ein später noch dringend benötigtes Bühnenutensil zu reparieren.
Die Zeit wird knapp, Ward weiß, was kommt. Die Frage nach dem Split einer der heißesten Rockbands der letzten Jahre hat er schon oft beantworten müssen, und er tut es wieder. „At The Drive-In haben sich ganz einfach deswegen aufgelöst, weil Cedric und Omar die Band verlassen haben. Wir hatten eine Unterhaltung in einem Park, und die beiden sagten einfach: ‚So, das war’s, wir sind raus!‘ Das klingt jetzt etwas hart, aber mir war das nur recht: At The Drive-In waren schon vorher am Ende, wir fühlten uns erschöpft und ausgelaugt. ‚Relationship Of Command‘ markierte den Höhepunkt der Band. Und wenn es am schönsten ist, sollte man eben gehen.“ Keine Reue, kein Wort zuviel darüber, ob der Kontakt zu den ehemals befreundeten Afro-Trägern Cedric und Omar, die ihrerseits die Band The Mars Volta gegründet haben, etwa vollends abgerissen sei. Nicht einen Ton habe er von deren Musik gehört, sagt Jim nur.
Nun also Sparta: Ward und zwei weitere ehemalige ATDI-Musiker, der Bandname nur ein Jokus, die Zukunft noch offen. Die vier Songs der EP „Austere“, der schon in Kürze das Album „The Wiretap Sears“ folgt, klingen weniger halsbrecherisch und leider auch ein bisschen weniger aufregend als der zu den Akten gelegte, einzigartige Irrsinn aus El Paso. Kein Grund, sich zu beschweren.
So sei er eben, der neue Sound, auch die kommenden Songs, wiederum beeinflusst von Minor Threat, Mission Of Burma, Rites Of Spring und dem Grenzgebiet zum Nachbarstaat Mexico, würden da nicht groß abweichen. So spricht Ward und schraubt weiter und weiter. Dann fällt ihm plötzlich ein, wie er neulich Thom Yorke auf einer Gartenparty getroffen hat: „Ich habe ihn nicht mal damit belästigt, wie toll ich Radiohead finde, sondern lediglich kurz Hallo gesagt Da ist er weggelaufen. Die Welt ist schon verrückt. Oder glaubst du, vor ein paar Jahren hätten sie jemanden, der ein T-Shirt von Pedro The Lion trägt, für den Rolling Stone schreiben lassen? Da siehst du mal, wie sich die Zeiten ändern.“ Endlich mal ein verhaltenes Lächeln, dann wird es Zeit für die Bühne.
„This time You get it right / You can’t defend it, it’s predetermined“, heißt es im Refrain des neuen Songs „Mye“, der Entschlossenheit und Aufbruchsstimmung von Sparta nicht schlecht zusammenfasst. Im Gegensatz zu Cedric Bixler (At The Drive-In) stranguliert sich Jim Ward jedenfalls schon mal nicht mit dem Mikrofonkabel – auch ein Weg, um das potenzielle Ende von Sparta in vorläufig weite Ferne zu rücken.