Nach Boykott: Spotify will Warnhinweise zu Podcasts hinzufügen
Weil der Protest gegen Spotify sich ausweitet, hat der Streamingdienst jetzt eine Strategie gegen Fehlinformationen veröffentlicht. In Zukunft sollen Podcasts, die Covid-19 thematisieren, mit einem Inhaltshinweis versehen werden.
Bei relevanten Podcasts will Spotify in Zukunft einen Inhaltshinweis zu Covid-19 hinzufügen, gab der Streamingdienst jetzt bekannt. Der Konzern scheint auf die Proteste mehrer Künstler*innen zu reagieren, die sich über die Verbreitung von Fehlinformationen zum Coronavirus auf der Plattform beschwert hatten.
Initiiert hatte den Protest Musiker Neil Young, der kritisierte, dass die corona-verharmlosenden Inhalte des US-Podcasters Joe Rogan auf der Plattform veröffentlicht werden dürften, und zog deshalb seine Musik von Spotify zurück. Mittlerweile folgten im weitere Größen des Showgeschäfts, wie Sängerin Joni Mitchell oder Crazy-Horse-Mitglied Nils Lofgren.
Neue Spotify-Strategie und deutliche Corona-Regeln
In einem offiziellen Statement hat Spotify-CEO Daniel Ek jetzt dargelegt, wie der Konzern Fehlinformationen in Zukunft begegnen will. Zentraler Bestandteil der Strategie sollen Inhaltshinweise sein, die jeder Podcast-Episode hinzugefügt werden soll, die das Coronavirus thematisieren.
Der Warnhinweis führe User*innen auf die Seite von Spotifys Covid-19 Hub, wo faktenbasierte Inhalte und Informationen zum Coronavirus zu finden seien, die von Forscher*innen und Behörden aus der ganzen Welt bereit gestellt werden, geht aus der Mitteilung hervor. Die Warnhinweise wären die ersten ihrer Art einer größeren Podcast-Plattform und würden in den kommenden Tagen in verschiedenen Ländern an den Start gehen.
Außerdem hat Spotify erstmals seine Plattformregeln öffentlich gemacht, die festlegen, was Podcaster*innen veröffentlichen dürfen und was nicht. Hier findet sich auch eine Regelung, die es Podcaster*innen verbietet, falsche oder irreführende medizinische Informationen zu teilen, die eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit darstellen könnten.
Darunter würden Inhalte fallen, die Covid-19 für eine Falschmeldung oder nicht real halten oder wenn User*innen aufgerufen würden, sich absichtlich mit Corona zu infizieren. Die Regeln sehen vor, dass dieser Content von Spotify dann entfernt werden könnte. Wiederholtes Fehlverhalten könnte auch zu einem kompletten Veröffentlichungsverbot für Podcaster*innen führen.
Neil Young hat Spotify getroffen
Nachdem Neil Young seine Musik von der Plattformen entfernen ließ, hat Spotify über 2 Milliarden US-Dollar an Marktwert eingebüßt. Der Musiker hatte sich zu diesem Schritt nach eigenen Angaben entschieden, da die Fehlinformation über Impfungen im schlimmsten Fall zu Todesfällen bei Menschen führen könnten, die diese Inhalte glauben würden. „Sie können Rogan oder Young haben. Aber nicht beide“, so der Musiker.
Weitere Prominente haben sich mittlerweile den Protesten angeschlossen. Der britische Prinz Harry und Meghan Markle teilten mit, sie hätten schon im vergangenen Jahr ihre Sorge über Fehlinformationen gegenüber Spotify geäußert. Die beiden sind durch ihre Produktionsfirma Archwell Audio mit Spotify verbunden.
Schon Anfang Januar hatten Wissenschaftler*innen und Mediziner*innen in einem offenen Brief Spotify dazu aufgerufen, etwas gegen Fehlinformationen im Zusammenhang mit Covid-19 zu unternehmen. Der Brief, der von 270 Personen unterschrieben worden war, bezog sich insbesondere auf Aussagen aus dem Podcast von Joe Rogan. Rogans Verhalten sei nicht nur anstößig und beleidigend, sondern auch gefährlich, so die Unterzeichner*innen des Schreibens.