Na, ist für Sie auch noch alles unbekannt im Manga-Land?
Kein Buch-Genre boomt so sehr wie der japanischen Comic, der unter dem Begriff Manga bekannt ist. Nun gibt es an einem Samstag landesweit kostenlos Mangas abzugreifen.
Der Manga ist die am schnellsten wachsende Sparte im gesamten Buchbereich, fast zwei Drittel aller Comic-Umsätze haben der Handel und die Verlagswelt dem japanischen Comic zu verdanken. Man kommt an den kleinen Büchern, die von hinten nach vorne gelesen werden, kaum vorbei.
Was macht Mangas so einzigartig und wieso werden sie von so vielen Menschen gelesen? Ein wichtiger Faktor: Es gibt Dutzende Zielgruppen. Die Comics decken eine breite Palette von Genres ab, von Action über Drama bis hin zu Fantasy, Horror, Romanze und Sex-Stories ab 18. Der Stil der Zeichnungen unterscheidet sich mitunter stark, von realistisch bis grell verzerrt und überstilisiert. Oftmals sind Mangas für Erstleser ein guter Einstieg in die Bücherwelt.
Was Mangas anschlussfähig macht bei einer jungen Generation, die mit einer exponierten Streaming- und Serienkultur aufwächst, ist die oft langfristige, serielle Erzählweise. Viele Mangas werden über einen längeren Zeitraum hinweg veröffentlicht und erlauben es, komplexe und tiefgründige Geschichten zu erzählen. Charakterentwicklung und Handlungsstränge können über viele Bände hinweg fortgesetzt werden. Mangas sind, vereinfacht gesagt, die Fortsetzungsromane unserer Zeit.
Zusätzlich gibt es eine intensive Fan-Kultur. Die Cosplay-Conventions, die Tausende junger Menschen zusammenbringen – meist mit selbst geschneiderten Verkleidungen ihrer Heldinnen und Helden -, sind nur ein Beispiel dafür. Im Fahrwasser der Manga-Begeisterung entstand auch das Interesse für J-Pop und K-Pop, Anime-Streaming-Dienste, Nippon-Fanseiten und Japan-Stores. Im Netz wird in Foren und in Gruppen intensiv über die Manga-Stoffe diskutiert.
Während Mangas inzwischen selbst ein wichtiger popkultureller Faktor sind und in vielen anderen Kunstformen (vor allem in Videospielen, inzwischen oft auch im Kino) als Einfluss zitiert werden, bieten die Comicbücher eben auch einen ungefilterten Zugang zu japanischer Kultur, ihrer für Europäer oft kompliziert anmutenden Gesellschaftsstruktur und Geschichte.
Zugleich gelingt es Mangas, durch ihre diversen Themen und einer erstaunlichen ästhetischen Offenheit grundsätzlich, Emotionen auszudrücken, die in anderer literarischer Form intellektuell sperrig erscheinen. Das mag die Verlagswelt freuen, denn langfristig gesehen sind Mangas so auch die bunte Vorspeise fürs belletristische Menü in der späteren Erwachsenenzeit. Die Hochsensibilisierung für die gesteigerten Emotionen in Mangas (und Animes) spiegeln, so könnte man argumentieren, auch eine Kultur wieder, in der Gefühle bedeutsamer erscheinen als früher und in der mehr Rücksicht auf die psychischen Bedürfnisse der Individuen genommen wird.
Die Gründe für den Manga-Kult sind also vielfältig und durchaus gut erklärbar. Für die Comic-Branche, die seit der Corona-Zeit und nun mit steigender Inflation und der durch den Ukraine-Krieg verstärkten Papier-Krise durchaus schwere Jahre hinter sich hat und auch derzeit sehr zu kämpfen hat, ist es jedenfalls ein Segen. Auch deshalb werden nun Mangas und vor allem ihre manchmal gar fanatischen Verehrerinnen und Verehrer gefeiert.
Am 16. September 2023 werden beim Manga Day in über 1.200 Buchhandlungen in deutschen Comicshops und Bibliotheken extra für das Event produzierte Manga-Taschenbücher verschenkt. Auflage: über 800.000 Stück! Ziel ist es vor allem, Fans zu binden und Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger anzuziehen.
ROLLING STONE verlost ein Manga-Set zum Manga Day. Wer gewinnen will, muss nur das Formular ausfüllen und als Lösung „Manga Day“ angeben. Teilnahmeschluss ist der 30. September.