Mutterchen Frost

Das britische Duo GOLDFRAPP becirct mit schönen, wärmeabweisenden Gletscherklängen

Hein, sagt Alison Goldfrapp, germanisch sei ihre Musik mitnichten. Paneuropäisch eher. Sicher, eine gewisse teutonische Strenge ziehe sich schon durch manche ihrer kühlen, klaren Breitwand-Kreationen, doch sei da auch ein französisches Moment, etwa in der oft an Francoise Hardys Sixties-Flexion angelehnten Intonation. Und, natürlich, ein britisches.

„Obwohl wir die ewigen Vergleiche mit Portishead gründlich satt haben.“ Scott Walker als Melodien-Pate? Ja!“ Emphatisch. Obschon ihr“T/7t Ä zu klaustrophobisch sei und sie daraus nur „Farmer In The City“ wirklich liebe. Morricone? Absolut alles.

Dabei wollte sie über ihre Musik, ihre Einflüsse gar nicht sprechen. Alison Goldfrapp ist übernächtigt, eingemummt bis zum Kinn, trägt absurde Pelzpantoffeln und, obwohl nur Dämmerlicht hereinfallt, eine Sonnenbrille. Eine halbe Stunde dauert es, bis sie langsam auftaut, sich aus der Defensive locken lässt. Schwer vorstellbar, dass dies dasselbe Persönchen ist, das gestern abend noch mit blitzenden Augen in Vamp-Regalia in Berlin auf der Bühne stand, mit Präsenz und Stimmvolumen einen Saal in Atem hielt. Zusammen mit ihrem Partner Will Gregory und drei weiteren Musikern, die den kristallinen, entrückten Schönklang ihrer Debüt-LP „Feit Mountain “ vortrefflich rekreierten.

Privat, gesteht Alison, sei sie gewöhnlich in sich gekehrt und eher misstrauisch. Was noch dadurch verstärkt werde, dass die Mechanismen des Musikbetriebs „so abstoßend“ sind. Schon das Wort „Pop“ macht ihr arg zu schaffen.

„Pop ist flach, dumm und aggressiv. Es ist ein Konzept, das ich nicht verstehe und von dem ich mich fernhalten möchte.“ Nur Madonna lässt sie gerade noch gelten. Nicht ihre Musik, tnind you. Die sei scheußlich. Als Ikone aber mache die Frau fraglos eine gute Figur.

Alison Goldfrapp hat, bevor sie sich mit Will Gregory zusammentat und in der Abgeschiedenheit eines Bungalows viele Wochen lang an Kompositionen, Arrangements und Sounds feilte, für Tricky gesungen („Pumpkin“) und für Orbital (,,Smvilisation“). Danach wollte sie, angeödet von der Oberflächlichkeit der Musikszene, aufhören mit dem Singen. Bis Gregory anrief und sie endlich eine verwandte Seele gefunden hatte. „Wir sind uns vor allem darin einig, dass wir das alles nur für uns machen, ohne die Verkäuflichkeit unserer Musik je in Erwägung zu ziehen. It’s a need, an urge.“ Die Verpackung sei nachgeordnet, die Bilder müssten allerdings schon zu den Tönen passen.

Das Cover von „Feit Mountain „zeigt einen Winterwald, eine Alpenlandschaft, das Matterhorn. Natur, beinahe geometrisch, der Mensch ganz klein, unbedeutend. „Genau“, nickt Alison, „wie Architektur.“ Entsprechend figurativ, frostig, kinetisch, ja preziös ist Goldfrapps Klangwelt Und dennoch nicht germanisch? Immerhin geht es in der Single „Utopia“ um das Genom, den Menschenpark, ein „super brain“, ein „fascist baby“. Fortsetzung oben.

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