Mutter, der Mann mit dem Dynamit ist da
Wenn es nicht kaputt ist, kannst du’s auch nicht reparieren“, sagt Jay Kay, Gesicht und Stimme von Jamiroquai, fast trotzig und nimmt damit von Anfang an den Kritikern den Wind aus den Segeln, die dem britischen Acid-Jazz-Aushängeschild und selbsternannten Space Cowboy vorwerfen, seinem ersten Album nach vierjähriger Veröffentlichungspause würden trotz des Titels „Dynamite“ – die zündenden neuen Ideen fehlen. „Wir sind nicht die Chemical Brothers, wir können uns nicht ständig neu erfinden, wir müssen auch an unsere riesige Fangemeinde denken!“ Denn Plattenfirma und Fans erwarten oft nur „Ware Kunst“, weshalb sich Jay bisweilen stilistisch gefangen fühlt.
„Es ist so, als wenn man mir einen Kuchen vorgesetzt hätte mit der Warnung, nicht alles auf einmal zu essen, was ich natürlich trotzdem getan habe. Jetzt stößt mir der Jamiroquai-Kuchen übel auf!“ Ein bißchen dramatisiert der „Typ mit dem Hut“ (Selbstbeschreibung) da natürlich, schließlich hat ihm der Erfolg seiner Band auch das riesige Anwesen nordwestlich von London beschert, auf dem er an diesem Tag die Medienvertreter empfängt, und seine berühmt-berüchtigte Sportwagen-Sammlung. „Wenn ich seit der Veröffentlichung des letzten Albums einfach auf einem Fleck stehengeblieben wäre, hätte mich das trotzdem weit mehr als eine Million Pfund gekostet“, lamentiert er, breitbeinig vor dem Kamin seiner hauseigenen Bar stehend. „Ich habe das Haus, mein Büro, das Studio und neun Angestellte, denen ich ja auch nicht sagen kann: .Dieses Jahr mache ich keine Platte, ich stelle euch nächstes Jahr wieder ein‘ – ganz zu schweigen vom Unterhalt für die Autos!“ Gestrichen hat Jay dagegen den Kostenfaktor Kokain. „Ich hab seit einem Jahr, drei Monaten und sechs Tagen nichts mehr angerührt“, beteuert er nicht ohne Stolz. Wer braucht Drogen, wenn er Dynamit hat?