Musik zum Sehen: Die besten Live-DVDs im März 2018

Die ROLLING-STONE-Redakteure Arne Willander und Sassan Niasseri stellen neue Live-DVDs vor. Im März dabei: Bee Gees, Grace Jones und Van Morrison.

Bee Gees

One For All Tour – Live In Australia 1989 ★★★1/2

So synthetisch der Klang, so käsig die Keyboards, so kitschig die Trockeneisnebel, die Kulissen und die grelle Beleuchtung: Es ist 1989, das nationale Tenniszentrum von Melbourne, und die Bee Gees haben ein Heimspiel. Sie sind seit 1979 nicht mehr aufgetreten. Nun singen sie nahezu alles: „To Love Somebody“ und „Words“, „New York Mining Disaster 1941“ und „Spicks And Specks“, Robin Gibbs „Juliet“ ebenso wie „Heartbreaker“ und „Islands In The Stream“ und „How Deep Is Your Love“ und „How Can You Mend A Broken Heart“: eine Jukebox des ewigen Wiederhörens, drei Jahrzehnte Radioschlager mit patentiertem Falsettgesang.

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Wenn die muskulösen Mucker von der Bühne gehen und die drei Brüder gemeinsam am Mikrofon stehen, wird es nachgerade herzig. „Massachusetts“ verströmt Heimweh nach den Sechzigern, bevor „Stayin’ Alive“ und „Jive Talkin’“ in einen angestrengten Jam münden, der zu „You Win Again“ überleitet. Sie veränderten sich, sie blieben sich treu. Sie waren nie cool. Sie waren die Kopfstimmenakrobaten, die Evergreen-Schmeichler unser aller peinlichen Lieblingslieder. Kommt nie wieder. Jetzt in 5.1 Surround. (Universal)
Arne Willander

https://www.youtube.com/watch?v=kSZZM_HrKps

Grace Jones

Bloodlight And Bami ★★1/2

Soll vielleicht ein Zurück-zu-den-Wurzeln verdeutlichen: Wir sehen Grace Jones nach der Ankunft in Kingston am ärmlich gedeckten Familientisch. Plötzlich ein Zoom, Großaufnahme: Die 69-Jährige nagt den Fisch bis zum Kopf ab. Sie weiß eben noch, wie es war, nicht reich zu sein! Mutig, gerade in diesem wohlwollenden Porträt auf Archivmaterial (Studio 54! James Bond! Kokain! Dolph Lundgren!) zu verzichten, die Karriere nicht nachzuerzählen. Aber es nimmt dem zweistündigen Film auch das Feuer. Gerade weil Jones ihre Erinnerungen in Gemeinplätzen mitteilt („Die Disco war meine Kirche“), ihre Ernährungstipps flach sind („Ich liebe Früchte aus dem Busch“) und die Garderoben-Ausraster gestellt wirken.

Nur wenn es um Musik geht, entwickelt die Biografie einen Sog. Ihr genervtes Telefonat mit den begriffsstutzig wirkenden Reggae-Legenden Sly & Robbie ist Gold für jeden Fan. Es deutet auch an, worum es hier hätte gehen müssen. ­Grace Jones ist eben nicht nur ein außergewöhnliches Model aus Jamaika, sie ist eine große Sängerin, Künstlerin und noch bessere Netzwerkerin. Das Reggae-Kunststück „Nightclubbing“ nahm sie 1981 mit den Besten auf. Ihr letztes Album, „Hurricane“, ist so gut, dass sie die Songs noch zehn Jahre danach in den Mittelpunkt ihrer Konzerte rückt. Davon gibt es hier zu wenige. (Eastside Story)
Sassan Niasseri

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Van Morrison

In Concert  ★★★★

Zwei Auftritte beim Festival in Montreux waren lange die einzigen Konzerte, die Van Morrison zur Veröffentlichung abgetrotzt wurden. Aber seit er einen neuen Sporthut hat, kennt er keine Scheu mehr: Zu seinem 70. Geburtstag am 31. August 2015 trat er vor der Kirche in der Cyprus Avenue von Belfast auf, dem magischen Ort, den er immer wieder besungen hat. Zwsichen lauschigen Laubbäumen sang er mit einem Ensemble, das an die Panzerknackerbande erinnert, die Versenkungselegien „Days Like This“, „It’s All In The ­Game“, „Burning Ground“, „Whenever God Shines His Light“ und schließlich „On Hyndford Street“.

Die Zeit vor Rock’n’Roll, Radio Luxemburg, be-bop a-lula. Ein Jahr später, im Studio von BBC 2, wieder der Hut und die Panzerknacker, jetzt mit jüngerem Schlagzeuger und „Baby Please Don’t Go“, „Wild Night“, „Cleaning Windows“, „Carrying A Torch“, „In The Garden“. Van, wie befreit. (Universal)
Arne Willander

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