Musik als Medizin
Moderator und Autor Markus Kavka schätzt die heilende Wirkung der Songs von Spiritualized.
Ladies and Gentlemen We Are Floating in Space“ kam 1997 raus und passte wie Arsch auf Eimer zu meinen damaligen Lebensumständen. Ich war zu der Zeit auch ein bisschen lost in space, verursacht durch nicht ganz glücklich verlaufende Beziehungen.
Es ist nicht ganz unwichtig zu wissen, unter welchen Voraussetzungen dieses Album entstanden ist: Der Kopf der Band, Jason Pierce, wurde von seiner Freundin verlassen, Kate Radley. Sie hat dann heimlich Richard Ashcroft von The Verve geheiratet, war aber immer noch Keyboarderin in der Band. Das ist ungefähr so, als wenn man aus logistischen Notgründen noch mit seiner Exfreundin zusammenwohnt – Horror.
Pierce hing damals zudem schwer an der Nadel. Ich glaube, dass es für ihn fast wie Methadon war, diese Platte aufzunehmen. Er hat sich da einiges von der Seele geschrieben, anstatt sich noch weiter mit Heroin vollzupumpen.
Mark Farrow heißt der Grafiker, der mit Jason Pierce darüber geredet hat, wie das Cover aussehen könnte. Dann hieß es: Musik ist Medizin – wir machen eine Tablettenpackung. Besonders in der Special Edition mit den zwölf Mini-CDs wird dieses Konzept deutlich.
Insgesamt ist das für mich eine der stimmigsten Platten, die es jemals gab. Ich habe tatsächlich heilende Kräfte bei ihr bemerkt. Zur ganz, ganz schlimmen Zeit habe ich sie zwei, drei Mal täglich gehört. Danach ging es mir immer besser.
Ein paar Songs auf der Platte rühren mich heute noch zu Tränen, ganz besonders „Broken Heart“. Ich weiß gar nicht, wie vielen Exfreundinnen ich diesen Song auf Mixtapes gepackt habe. In der Regel wurde ich verlassen, bis auf eine Ausnahme. Ich hatte mir irgendwann angewöhnt, meine Verflossenen eine Zeit lang noch mit Tapes zu molestieren, nachdem Schluss war. „Broken Heart“ war wirklich auf jedem dieser Tapes.