MTV-Moderator Markus Kavka über das Ende einer Ära. Und den Beginn einer neuen.
Werden Clips künftig nur noch im personalisierten Web-TV angeguckt?
Sieht ganz danach aus. Das Ganze scheint eine Entwicklung wie das Radio zu nehmen, auch ein Medium, das für jüngere Menschen zunehmend uninteressanter wird. Was man daran sieht, dass selbst sogenannte „Jugendwellen“ der öffentlichrechtlichen Rundfunkprogramme einen Höreraltersdurchschnitt weit jenseits der 30 haben. Musikfernsehen in der Form der Neunziger ist nicht mehr zeitgemäß, personalisiertes Web-TV dagegen schon.
Besteht an journalistisch aufbereiteten Beiträgen im klassischen Musikfernsehen überhaupt noch Interesse?
Offenbar nicht, zumal man schon längst nicht nur Unterhaltung, sondern auch Information aus dem Web bezieht. Jedenfalls sprach das Zuschauerinteresse, vulgo: die Quote, in den letzten zwei, drei Jahren im Hinblick auf journalistische Inhalte eine deutlich negative Spache.
Haben sich die Publikumserwartungen in den letzten zehn Jahren geändert?
Ja, ziemlich eindeutig. Kaum jemand in der MTV-Kernzielgruppe, also junge Leute im Alter zwischen 14 und 19 Jahren, redet heute auf dem Schulhof noch von aufregenden, neuen Videoclips oder gar von besonders gelungenen Moderationen. Musikfernsehen wird stattdessen entweder als unterhaltendes Nebenbei-Medium genutzt, während man zeitgleich online ist, oder aber man taucht ein in die Welt jugendaffiner Cartoon-Formate, die es so auf keinem anderen Sender geben würde.
Clips waren immer wieder stilprägend, inspirierten Werbefilmer genauso wie Hollywood-Regisseure. Gibt es dieses Potenzial noch immer?
Was den künstlerischen Aspekt betrifft, so gibt es dieses Potenzial gewiss noch. Generell denke ich, dass man Musikvideos eher als Kunst denn als Musikwerbefilmehen betrachten sollte. In dieser Form werden sie uns auch, wenngleich zunehmend auf anderen Kanälen, hoffentlich erhalten bleiben. Und um all die stereotypen Trashvideos, die nur als Mittel zum Zwecke der Plattenverkäufe dienten, ist es eh nicht schade.