Morgenluft
Bei Placebo geht es jetzt gesünder und frischer zu
Als 2006 das letzte Placebo-Album, „Meds“, erschien, hatte Brian Molko eine Krise. Das war abzusehen und nicht überraschend, gehört doch der Zusammenbruch fest in den Ablauf von solchen Karrieren. Der Dreiklang aus extremem Leben, Absturz und ggf. Läuterung ist ein immer gleiches Schema, dessen öffentliche Ausbreitung man nur noch als Klischee wahrnehmen kann. Manchmal erzählt einem ein Musiker bei näherem Nachfragen ganz still und leise von Depressionen. Da kann man besser folgen, als wenn Brian Molko ein paar Wochen lang an einem Strand des Indischen Ozeans darüber sinniert, ob all die Exzesse wirklich gesund sind.
Jedenfalls hat Molko seine Probleme nach eigenen Aussagen nun meist im Griff. Er habe keine Perfektion erreicht, bleibe den Drogen aber weitestgehend fern, sagt er und wirkt ganz ehrlich froh darüber. Überhaupt sind die neuen Placebo froh. Die neue Platte heißt „Battle For The Sun“, darauf sind himmelblaue, manchmal irritierend optimistische Lieder. Placebo sind noch sie selbst, aber sie haben sich weit entfernt von der klaustrophoben Neonlichtmusik der ersten Tage. „Die Platte ist die andere Seite der Münze, die helle Seite der Macht“, erklärt Molko. „Es geht darum, das Leben zu wählen, und darum, dass wir aus unserer eigenen Kraft ein neues Morgen erschaffen können. Ich glaube das wirklich.“
Nicht mehr glauben wollten Molko und Bassist Stefan Olsdal an Steve Hewitt. Wie in einer schlechten Ehe seien sie sich gegen Ende der letzten Tournee vorgekommen, sagt Molko und tadelt den nun herausgeworfenen Trommler für zu viele Partys und zu wenig Interesse an der Musik: „Es ist einfach schwer, mit jemandem die Welt zu bereisen, für den du keinen Respekt mehr hast,“ Der neue Mann heißt Steve Forrest, ist 22 und soll Placebo einer Frischzellenkur unterziehen. „Es ist toll zu sehen, wie er alles zum ersten Mal erlebt“, sagt Molko. „Wir haben endlich wieder die Energie, die wir am Anfang hatten. Es steckt jede Menge neues Leben in dem alten Hund Placebo!“