Morbide Märchen
In einem Kloster entstand das neue Album der EELS, doch zur Ruhe ist E dort nicht gekommen
Es gibt Alben, mit denen man vage rechnet. Irgendwo, im Hinterkopf. Und sind sie dann da, ist es zu früh, ging es doch wieder zu schnell. Im Falle der Eels hatte man nach dem schlicht bezaubernden „Beautiful Freak“ plötzlieh den verstörend-morbiden JElectm-ShockBlues “ zu tanzen. Erst „Daisies Of The Galaxy“v/at wieder versöhnlicher.
E, genialischer Kopf und schrulliger Songwriter der Aale, sieht darin überhaupt kein Zeitproblem. Stoff für drei neue Platten habe er bereits wieder zu Papier gebracht und nebenbei so viel erlebt, dass andere ein Buch darüber schreiben könnten. Wer zum Beispiel kann von sich behaupten, schon einmal die Hauptrolle in einem Wim-Wenders-Film gespielt zu haben? Nun, E natürlich. Zwar hat man für das Projekt erst einmal das nächste Jahr anvisiert, protokollierwürdig sind die Umstände der ungleichen Begegnung zwischen Wenders und Everett aber allemal.
„Es war tatsächlich so, dass Wim sich damals ,BeautifulFreak‘ kaufte, weil ihm das Cover so gefieL Er hatte keine Ahnung, welche Musik darauf war, aber nach und nach wurde es seine Lieblingsplatte. Er besuchte ein Eels-Konzert in Amerika, ich schrieb einen Song für seinen Film »Am Ende der Gewalt‘, und schließlich wurden wir Freunde. Eines Tages teilte mir mit, dass er gemeinsam mit Sam Shepard an einem Film arbeitet, der genau auf mich zugeschnitten sei. Ich nahm das Angebot an – auch, weil ich einen Musiker spiele. Dürfte mir nicht schwer fallen.“
Auch den jüngsten Videodreh seiner Band lässt E, der mit seinem wuchernden Rauschebart ohnehin aussieht wie ein Märchenonkel, nicht unerwähnt: Dieser habe in einem Frauengefängnis in Ostberlin stattgefunden, und zu sehen seien fast nur er und 200 Frauen. „Ich hatte einen Mordsspaß und zugleich Schuldgefühle, weil an diesem Ort ja sonst nicht so schöne Dinge stattfinden“, resümiert E nachdenklich.
Auf „Souljacker“ findet man sie wieder, diese eigentümliche und so wohl noch nie dagewesene Mischung aus Americana, Indie-Pop und klassischem Singer/Songwritertum. Benannt wurde das Album nach einem amerikanischem Massenmörder, der den Opfern nach seinen Gräueltaten die Seele klaute. E schrieb einige der Stücke in einem Kloster in den kalifornischen Bergen. „Ich machte dort eine zweiwöchige Meditationsschulung, die ich jedem nur empfehlen kann. Man hat nur sich selber und seine Gedanken, alles andere wird einem weggenommen. Ganz schön beängstigend. Ich musste einen Stift entwenden, den Text von ,Souljacker Part 2* heimlich auf ein Stück Klopapier kritzeln und ihn dann die ganze Zeit vor den anderen geheimhalten.“ Klingt nach einer ganz schön stressigenVfersenkung.