Monsanto, Freiheit und Lichthäuser: Die Alben der Woche vom 26. Juni 2015

Neil Young + The Promise Of The Real wettern gegen das US-Unternehmen Monsanto, Refused fügen ihrem Schaffen nichts Existenzielles hinzu: die Alben der Woche vom 26. Juni.

Album der Woche:

Neil Young + Promise Of The Real – „The Monsanto Years“

Neil Young, Foire Aux Vins d'Alsace 2014

Nicht einmal Angelina Jolie, Ban Ki-moon und George Clooney zusammen verströmen so viel Bonhomie und Zukunftsglauben. Onkel Neil psalmodiert, der Chor repetiert die frohe Botschaft, und die Gitarren brennen wie blöde: ,,It’s a bad day to do nothing/ With so many people needing our help/ It’s a new day for our planet/ It’s a new day for love.“ Ja, Freunde der Sonne, der Mann, der Modelleisenbahnen sammelt, Automotoren und Audiosysteme baut, der die Chancen der Atomkraft pries, Ronald Reagan nicht verkehrt fand und den Kollegen Crosby, Stills und Nash und überhaupt den Schwärmern der Gegenkultur in dem Song „Thrasher“ ihr Scheitern vorhielt: Dieser Mann ist der allerletzte Hippie, ein Prediger der Graswurzelbewegung, der Verantwortungsethik und der Naturmystik. Nur ein einziger Mann auf Erden darf behaupten: „People wanna hear about love.“

Nun lieben ja alle das scheppernde Gerödel von Crazy Horse, und es lieben auch alle den Mundharmonika-Fex und Folk-Wimmerer, und alle lieben den Sentimentalisten an der Orgel, den Spintisierer, den Mythologen und Rhapsoden, den Selbstwiederholer und den Gung-ho-Protestler. Das Schöne an „The Monsanto Years“ ist, dass alle Neil Youngs der bekannten und der unbekannten Welt zusammenkommen zu einem fanalartigen Jamboree des entfesselten Wahnsinns. Auch der älteste Aficionado hätte gewettet, dass Crazy Horse hier spielen, doch sind es die Brüder Lukas und Micah Nelson mit ihrer Band Promise Of The Real – und es sage keiner, sie hätten den Alten verjüngt!

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Man hört den donnernden Nachhall von „Mirror Ball“, als Young mit den damals jungen Leuten von Pearl Jam einen Stiefel raushaute, von „Ragged Glory“ und „Zuma“ und bei der pastoralen Ballade „Wolf Moon“ sogar „Harvest Moon“. In dem gutmütigen Farmer-Rock von „A Rock Star Bucks A Coffee Shop“ pfeift er sich eins, aber man täusche sich nicht, Onkel Neil ist kein Schönwetter-Revoluzzer, und er hat noch nie Rücksicht genommen: „Fascist politicians and chemical
giants walking arm in arm.“ Und jetzt alle: Lasst den Farmer anbauen, was der Farmer anbauen will! (Arne Willander, ROLLING STONE 07/2015)

Weitere Veröffentlichungen: 

Das neue Werk von Refused nennt sich „Freedom“ und hinterlässt gemischte Gefühle bei unserem Rezensenten: „Es war alles gesagt. Die systemkritische Band aus Schweden hatte sich 1998 nach nur drei Alben und einem Überhit („New Noise“) aufgelöst. „Refused are fucking dead“, schrieben sie – man wolle nicht zu einem Produkt verkommen, geschweige denn die Vergangenheit glorifizieren. Nun, nach 17 Jahren, doch das Reunion-Album. Es wird immer noch amtlich geprügelt, und Dennis Lyxzén ähnelt immer noch dem Indie-Boy von damals, dem man das Geschrei und die linken Thesen nicht recht zutraut. „Nothing has changed“, brüllt er im Auftakt, „Elektra“. Die Songs klingen kraftvoll, manchmal tanzbar und sind von Taylor-Swift-Produzent Shellback satt produziert. Ein einwandfreies Konsumprodukt in den Geschmacksrichtungen Nostalgie und Mythos“ (Fabian Peltsch, ROLLING STONE 07/2015).

Die amerikanische Rockband Lifehouse  aus Malibu veröffentlicht ihr siebtes Album „Out Of The Wasteland“. Unsere Autorin zeigt sich mäßig begeistert: „Hätten wir, sagen wir, noch das Jahr 2005, dann würde Lifehouse im Radio laufen. Man würde anerkennend nicken, das Genre ohne mit der Wimper zu zucken als „AlternativeRock“ bezeichnen und vielleicht noch das Wort „College“ einfügen. Und wir würden mindestens einen der Tracks auf dem Soundtrack zu „O.C., California“ wiederfinden. Allerdings: Wir haben 2015, und die zackigen Ohrwürmer wirken arg aus der Zeit gefallen. Manchmal (etwa in „Runaways“) erklingt gar etwas, das sich verdächtig nach nAuto-Tune anhört. Auto-Tune! Da muss man Jason Wade fast schon zu so viel Mut gratulieren. „Out Of The Wasteland“ ist durchaus ein gutes Pop-Album. Wirklich. Aber es zielt dermaßen weit am Zeitgeist vorbei, dass es ihm höchstens aus der Ferne zuwinken kann“ (Wiebke Tomescheit, ROLLING STONE 07/2015).

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Plattenladen der Woche

OLDSCHOOL

Walter-Benjamin-Platz 2

10629 Berlin Charlottenburg

Telefon: 030 886 75 944

 

Timmy Hargesheimer
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