Miyazaki-Memes: Läuft das jetzt immer so weiter mit KI?
Das Netz wird derzeit geflutet mit KI-Bildern im Stil der Ghibli-Zeichentrickfilme. Der eigentliche Trend dahinter hat mit Hayao Miyazaki aber nichts zu tun.

Hayao Miyazaki, der Mitbegründer von Studio Ghibli und einer der angesehensten Schöpfer animierter Filme, hat sich bereits 2016 kritisch gegenüber der Verwendung von Künstlicher Intelligenz im Zeichentrickfilm geäußert. In einer Dokumentation wurde ihm eine KI-generierte Animation präsentiert, woraufhin er sagte, er sei „zutiefst angewidert“. Miyazaki bezeichnete die Technologie als „eine Beleidigung für das Leben selbst“.
Man kann sich vielleicht vorstellen, was er nun denkt, wenn seit einigen Wochen Millionen Bilder durchs Netz geistern und in den sozialen Medien geteilt werden, die Allesmögliche im Miyazaki-Stil zeigen. Mit dabei sind ikonische Bilder wie Trumps Entschlossenheitsfaust nach dem Anschlag auf ihn. Aber auch Instagram-Influencer vor dem Spiegel.
Auslöser ist ein kleines Tool der KI-Plattform ChatGPT. Dieser Trend, oft als „Ghiblifizierung“ bezeichnet, hat auch ethische Diskussionen ausgelöst. Wird hier das Urheberrecht missachtet? Wie ist es mit dem Respekt vor Künstlern?
KI verändert sich in dem Maße, wie es die Menschen verwenden
Das eigentliche Problem hier hat aber gar nichts mit der Beliebtheit (und offenbar sehr präzise nachzuahmenden Zeichentechnik) von Hayao Miyazaki zu tun. Vielmehr offenbart die Spielerei, dass KI nach wie vor zu einem Großteil für unterhaltsame oder weniger ernsthafte Anwendungen genutzt wird. Künstlicher Intelligenz gehört die Zukunft in nahezu allen technischen Gebieten, ihr Einfluss ist schon jetzt sehr viel größer, als es der öffentliche Diskurs offenbart.
Aber KI braucht auch Training, sie entwickelt sich weiter, wie die Menschen sie verwenden. Eigentlich wäre sie eine Utopie wert. Wenn aber vor allem die Nutzer, die ChatGPT und Co. verwenden, nicht viel anderes im Sinn haben, als alberne Bilder, witzige Filmchen und bewusst ausgestellte Raubkopien oder Nachahmungen zu generieren, dann wird die Skepsis vor dem System KI wachsen und ethische wie juristische Fragestellungen verkommen zur Randnotiz.
Hinzu kommt, dass KI einen Preis hat, der für die reine Nutzung nur zum Spaß in die Höhe getrieben wird: Der Betrieb und das Training von KI-Modellen sind mit erheblichem Energieverbrauch verbunden, was zu entsprechenden CO₂-Emissionen führt. Laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey könnte der Strombedarf von Rechenzentren in Europa bis 2030 auf mehr als 150 Terawattstunden ansteigen, was etwa fünf Prozent des gesamten europäischen Stromverbrauchs ausmachen würde.
In den Filmen von Hayao Miyazaki steht der Einklang des Menschen mit der Natur seit seinen ersten Filmen im Zentrum. Authentizität und persönliche Entwicklung, aber auch der Wert von Arbeit und Kunst werden stets sichtbar. Auch diese spirituelle Dimension schwingt also nebenher bei den KI-Memes mit. Dann vielleicht doch lieber einen Filmabend mit „Prinzessin Mononoke“ und „Ponyo“.