Mit „Velvet Goldmine“ nach vorne: PLACEBO

Das Androgyne kehrt mit Macht zurück: Gerade hat die bizarre Vettel Boy George den alten Culture Club mit den grazilen Schmachtbatzen der Achtziger in die Zukunft gefuhrt, gerade kehren im Kino Iggy, Ziggy und die Spinnen vom Mars zurück da passen auch Placebo perfekt in die Landschaft Denn ihr zweites Album, „Without You I’m Nothing“, ist auf der Schnittstelle zwischen Punk und Glatn angesiedelt, und anders als ihr Debüt verzeichnet es bescheidene Erfolge.

Da möchte die Plattenfirma glauben machen, es handele sich um einen ähnlichen Urknall wie bei „The Bend“ von Radiohead. Und auch Brian Molko, hermaphroditisches Gesicht der Band, malt den Leistungsvorsprung in grellsten Farben: „Die Produktion war viel teurer als bisher und brauchte mehr Zeit Jetzt haben wir unsere Stimme gefunden – waren wir bisher Pop, so sind wir jetzt Superpop. Es ist ein richtiger Schlag ins Gesicht“ Man sei nun „ernsthafter“. In „Velvet Goldmine“ durften die drei Musiker mal als Glam-Rocker durchs Bild laufen – ein Auftritt, der zur Zeit schönste Synergieeffekte verspricht.

Zwar stehen Molkos sexuelle Vexierspiele im Rampenlicht, doch der Exil-Schwede Stefan Olsdal bestimmt das Konzept von Placebo. Der skandinavische Schweiger erhebt indes nur die Stimme, um Molkos Gesangskunst zu loben und Abba für deren Liedhandwerk – dann doziert wieder der Film- und Kunst-Student Brian Molko, der Blondie ebenso wie Jacques Brei als Inspiration nennt Man blickt erwartungsfroh den Avancen David Bowies entgegen – der Glam-Übervater hat angeblich seine Mitarbeit an künftigen Songs angeboten. „Wenn es soweit ist“, so Molko aufgeregt, „werden wir die Studiotüren abschließen.“ Noch läßt der Meister freilich auf sich warten.

Bis dahin gehen wir also ins Kino und schauen uns Michael Stipes Lehrfilm „Velvet Goldmine“ an. Und hören unter Phantomschmerzen den Culture Club.

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