Mit Soundmagie gegen Dämonen
Ein bisschen anders waren SIGUR ROS schon immer. Heute klingen sie noch symphonischer als Spiritualized
Der junge Mann hat sichtlich Angst, man könne ihn für einen Schlappschwanz halten. Ja, der Alkohol sei tatsächlich erst spät in sein Leben getreten. Und das auflsland, der Kampftrinker-InseL wo jedes noch so kleine Kaff seine Metal-Band hat „Es klingt langweilig“, entschuldigt sich Jonsi Birgisson, „aber Sigur Rös waren schon immer ein bisschen anders als andere.“ Das Grüppchen in der Nichtraucher-Zone des Schulhofs.
Das schweißt zusammen. Bei den ersten Proben vor sechs Jahren ging es aber nicht um einen Ersatz für die Jugendbande, sondern gleich um die Kunst Sie wollten, so Jonsi, irgendwie diese floaty music hinkriegen, die Spiritualized machen. Heute schaffen es die Isländer, in gewöhnlicher Rockband-Besetzung sogar noch eine Stufe symphonischer zu klingen als die britischen Ahnherren.
So einsam wie vermutet standen Sigur Rös dann allerdings doch nicht da, als ihr drittes Album „/4gtfcto byrjun „vor kurzem auf dem Festland herauskam: Godspeed You Black Emperor! haben noch längere Stücke, der gigantomanische „Kid A“ gibt sich ähnlich transzendent. Auf Tour mit Radiohead erlebten Sigur Rös, wie sich die Magie ihrer Musik im Zirkuszelt verlor. Sie brauchen halt aufmerksame Zuhörer. Übertönt und erobert wird keiner von ihnen. Zumindest nicht in der sichtbaren Welt. „Wenn wir in Pubs spielten“, erzählt Jonsi, „konnte ich manchmal spüren, wie die Dämonen abhauten, weil sie die Unschuld in unserer Musik nicht ertrugen.“ Zu den Konzerten daheim kommen mittlerweile auch Leute aus der Hardcore-Szene, und einer von denen erzählte, er höre jede Nacht Sigur Ros, um besser schlafen zu können. Die Sonderlinge haben es als Kompliment verstanden.