Mit ihrem zweiten Album konkurrieren SUPERGRASS nun um den Britpop-Thron

Was jetzt? Ist Britpop nun tot oder nicht? Die drei Superschlingel von Supergrass sitzen zusammengepfercht auf einem Sofa und reden sich heiß. „Britpop j s back!“, wirft Bassist Mick in die Runde, stößt dabei aber auf wenig Zustimmung. Was hatte es noch mal mit jenem Todesstoß auf sich? „Nein, nein, ich hab’s! Selbstmord ist die Lösung!“ Sänger Gaz „Kotelette“ Coombes freut sich diebisch über seinen genialen Einfall. Ja, Herr Dämon sollte mit gutem Beispiel vorangehen!“ Mick, Gaz und Schlagzeuger Danny diskutieren, wiegeln ab, schweifen ab. Jeder widerspricht jedem, man streitet, man maßregelt („Fummle nicht ständig in deinen Haaren herum!“, „Hör auf mit dem Fußballgequatsche.“), man fragt sich, auf welchem Smiths-Album „How Soon Is Now“ ist. Anekdötchen werden erzählt – und jede Menge Blödsinn („Bei einem Gig in Brixton standen unsere Mütter in der ersten Reihe und haben sich ihrer Oberteile entledigt“). Hallo, darf ich noch was fragen? Ein Glück, daß die neue Supergrass-Platte für sich selbst spricht. Sie kickt! Sie rockt! Sie groovt! Sun hits the sky! An irgendwelchen Grabenkämpfen war das Trio aus Oxford nie interessiert, dazu ist das Leben nicht ernst genug. Und daß „In It For The Money“ anders klingt als das Debüt „I Should Coco“ und irgendwie gar nicht so unbedingt nach 1997 – okay, das ist eben nun mal passiert.

Supergrass haben kein Ungeheuer töten müssen, sie haben keine Berge von Platten nach neuen Einflüssen durchforstet, keine Parole zur Umorientierung ausgegeben. Die Vorabsingle „Richard LQ“ („Ein begnadeter Gitarrist, der Mann!“), die mehr von Isolation als von Shakespeare handelt, rief Vergleiche mit den Stooges auf den Plan – selbstredend sind Supergrass mit deren Gesamtwerk kaum vertraut. Eigentlich hören sie nur sich selber! Die Plattenfirma will aus uns noch größere Superstars machen? Ha, ha, viel Spaß. Die einzig bewußte Änderung war die, daß wir diesmal selbst als Produzenten agierten“, erklärt Danny, „deswegen ein natürlicher Sound – wir nahmen alles, wie es kam. Die Plattenfirma stellten wir vor vollendete Tatsachen. Da wir dann erst mal Abstand brauchten, dachten wir, es wäre gut, wenn jemand anderes das Album mixen könnte. Das Ergebnis hat uns allerdings wenigüberzeugt. Also sind wir wieder zum eigenen Mix zurückgekehrt.“ Als einzigem Fremden würde man zur Zeit Chris Thomas (Sex Pistols, Pulp) Einlaß ins Studio gewähren. Aber vielleicht lieber doch nicht. So kann man nebenbei noch ein wenig Keyboard spielen (wie Mickey und Danny) oder auch mal alles selber machen (so wie Gaz bei der Ballade „It’s Not Me“). Und ordentlich in psychedelische Sphären abdriften. In Sachen „Retro-Rock“ erteilte man Leuten wie LennyKravitzmit“Going Out“ bereits letztes Jahr eine ordentliche Lektion. Auf einen peripheren Einfluß einigt sich das Trio schließlich doch noch: Die Beatles! Wie überraschend! Allerdings haben die für ihr „Revolver“ wesentlich länger gebraucht. Und so versinken Supergrass erst einmal in süßlichen Rauchwölkchen, um ihrem Namen mal wieder gerecht zu werden – bis der Feuermelder des Hotels kollabiert. In it for the grass. And for chocolate bars in hotelrooms.

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