Mit Iggy als Idol
Praga Khan und ihr Dancerock fürs Radio
Das alte Jungshobby ist wieder im Kommen: Band gründen, Arsch abrocken. Meint jedenfalls Maurice Engelen aus Belgien, der sich seinen Kampfnamen Praga Khan in einer Zeit verdient hat, in der Knöpfchen- und Plattendrehen das amtlich beglaubigte Ding war. „Techno und Rave sind der Rock’n’Roll der 90er“, hat auch er mal gesagt.
Doch bei aller Liebe zur Elektronik schwärmt Engelen heute wieder vom tollen Gefühl, mit einer echten Band auf der Bühne zu stehen. Und nennt Iggy Pop als ein glänzendes Vorbild: „Ich hab ihn bei einem Festival gesehen, im strömenden Regen. All Saints haben in dicken Jacken am Bühnenrand gebibbert, aber Iggy ist halbnackt rumgesprungen wie ein Irrer.“ Ende der 80er war es richtig losgegangen bei Praga Khan, mit harten Rave-Platten im Geist der belgischen Industrial-Kämpen Front 242. Schon damals nahm Engelen Gitarristen und Bassisten mit auf Tour – „das hat uns auf den großen Festivals schon optische Vorteile gebracht.“
Mit der neuen Praga Khan-Platte „Mutant Funk“ hat sich der Rock-Song endgültig im Techno-Revier eingenistet. Ein Stück wurde sogar ganz hippiesk mit alten Effektgeräten und im Lavalampen-Licht aufgenommen. In den Clubs will diese Dancerock-Platten niemand mehr hören. Bleibt das Radio, in dem Kollegen wie Fatboy Slim und Moby schon heiß rotieren. Alles Leute um die 40, wie Maurice Engelen: „Solche Musik, die sich von den Tagestrends im Dancefloor löst, würden jüngere Leute gar nicht zustande bringen. Dazu braucht man musikalische Lebenserfahrung.“