Mit Energie und ohne viel Groll gewannen SENSE FIELD die Kontrolle über ihre eigene Musik zurück
Mein, eine angenehme Reise war das nicht.“ Jon Bunch, Sänger des kalifornischen Alternative/Emocore-Kollektivs Sense Field, kann sich angesichts der letzten fünf Jahre eines bitteren Gefühls nicht erwehren. Sense Field, einst unter dem Namen Reason To Believe in der Hardcore-Szene der Bay Area geboren, veröffentlichen in diesen Tagen mit „Tonight And Forever“ ihr erstes Album seit 1996 ein Album, an dessen Verwirklichung zuletzt niemand mehr glauben wollte.
Mitte der 90er Jahre hatte das Quintett einen Deal mit Warner bekommen, freilich eine tolle Chance. Doch es war die Zeit der großen Label-Zusammenschlüsse, das Internet versprach eine komplette Umstrukturierung der Märkte, und entsprechend fluktuierte das Personal auch bei Warner in alarmierenden Intervallen. „Wir verloren quasi über Nacht all unsere Fürsprecher“, grämt sich Jon, „und am Ende waren wir bloß noch Ballast, der schnell über Bord geworfen werden sollte.“
Dumm nur, dass Sense Field zu diesem Zeitpunkt bereits ein Album für Warner im Kasten hatten. „Als wir endlich begriffen, dass es längst beschlossene Sache war, das Album in den Archiven verstauben zu lassen, war es zu spät“, beschreibt Jon den Albtraum jedes Musikers. „Plötzlich prangte an unserer Platte ein Preisschild, das es uns unmöglich machte, sie wiederzubekommen.“ Was folgte, nennt Bunch eine düstere Zeit, aber eine, an dessen Ende der Neuanfang doch noch gelang. „Irgendwann war klar, dass wir das nächste Kapitel in unserer Historie zumindest selbst schreiben wollten“, sagt Jon nicht ohne Pathos, „auch wenn es das letzte sein würde.“ Recht so! Mit dem Grimm des Unterdrückten machten sich Sense Field daran, das verlorene Werk im Alleingang noch mal aufzunehmen und warfen sich dem Übel mutig entgegen. „Ich fühle jetzt noch die Energie, die durch mich strömte, als ich die Songs neu einzusingen begann“, gibt Jon gut den Sisyphos, „da wurde mir klar, dass dieser ganze Scheiß in Wahrheit ein versteckter Segen war.
Und so endet diese Geschichte doch noch glücklich. Sense Field entwickeln auf „Tonight And Forever“ einen recht vielseitigen Stilmix aus Alterna-Pop, New Rock und wenigen Emocore-Reminiszenzen. „Wir hegen keinen Groll gegen die Leute, die uns fallengelassen haben“, findet Jon versöhnliche Worte. „Schließlich wären wir ohne sie ja als Band nicht dort, wo wir jetzt sind.“ Auch eine Perspektive.