Mit ein paar Greatest-Hits-Konzerten blicken die MANIC STREET PREACHERS auf ihr bisheriges Schaffen zurück – und sind zufrieden
Genau genommen ist ein Best-of-Album ja ein viel zu kommerzielles Unterfangen für eine Band wie die Manic Street Preachers. Aber die sehen „Forever Delayed“ eben nicht nur als ein Vorweihnachtsgeschäft – es sei „das Ende eines Kapitels, damit das nächste beginnen kann“, sagt Sänger James Dean Bradfield und lacht dann selbst: „Okay, das klang jetzt nach Klischee. Aber viele Bands schaffen’s doch gar nicht mehr übers zweite Album hinaus, und wir haben immerhin schon sechs. Das ist Grund genug zum Feiern.“
Tatsächlich gab es genug Gelegenheiten, die Waliser abzuschreiben, aber vom Verschwinden des Gitarristen, von der zeitweiligen Orientierungslosigkeit soll nun nicht mehr die Rede sein. „Wir fühlen uns sehr wohl als Trio. Bei der Auswahl der Songs fiir dieses Greatest-Hits-Album gab es schon einige private Kämpfe, aber sowas kann uns nicht mehr auseinanderbringen. Naja, außer sie hätten diesen einen Mist-Song genommen. Dann war ich weg.“ Welchen er meint, bleibt sein Geheimnis.
Im Großen und Ganzen sind die Manics mit ihrem bisherigen Werk zufrieden: „Es war wie ein Blick durch alte Fotoalben. Manches versteht man nicht mehr, aber ich fand nichts wirklich peinlich.“ Auch der Nihilismus der Anfangstage, der inzwischen politischem Protest und großem Pathos-Pop Platz gemacht hat, habe seine Berechtigung gehabt, so Bradfield: „Das war nicht nur eine Modesache für uns, sondern ein Resultat der damaligen Politik – unser ganzes Glaubenssystem wurde zerstört. Wir fühlten uns wie in einer Sackgasse. Das haben wir ausgedrückt – und dann haben wir weitergemacht. Und sind in eine andere Richtung gegangen.“
Der kollektive Lieblingssong der Band ist „If You Tolerate This, Your Children Will Be Next“ – weil ein solch langer Titel trotz aller Unkenrufe Nummer eins wurde, und weil er laut Bradfield „zeigte, dass man mit etwas Ehrgeiz auch etwas potenziell Peinliches zu etwas Großem machen kann“.
Auf die Tour zum Greatest-Hits-Album freuen sich die drei, sie wollen mal „richtiges Entertainment, sowas wie Vaudeville“ bieten, weniger Nachdenkliches und mehr Spaß. „Viele der alten Songs haben wir ewig nicht gespielt. Da muss noch ordentlich geprobt werden. Andererseits bin ich erst 33. Einen Teleprompter wie Ozzy Osbourne werde ich wohl nicht brauchen.“ Danach geht es gleich wieder ins Studio ein Dutzend Texte von Nicky Wire warten schon auf die musikalische Umsetzung. „Das nächste Album soll einfacher werden, kälter. Ein bisschen wie ‚Nebraska‘. Eine Eislandschaft.“ Aber zuerst bringen die Manics noch mal ein wenig Wärme in die Konzertsäle vier deutscher Städte.