Mit den TOTEM HOSEN ist Karneval wirklich einmal unterhaltsam: sieg für die heimmannschaft
Die Hosen haben hier natürlich Heimvorteil, auch wenn sie mit „“Auswärtsspiel“ anfangen. Es ist nur eines von zehn neuen Liedern, die an diesem Faschingswochenende Premiere haben. Karneval, Düsseldorf, Die Toten Hosen – wer jetzt „ausgelassene Stimmung“ denkt, untertreibt. Vom ersten Takt an werden Arme gewedelt, Köpfe geschüttelt und alle Worte mitgeschrien. Das ist nicht bloß Party, das ist Euphorie.
Bei „“Das Mädchen aus Rottweil“ kommt, was kommen muss: Campino vergisst den Text. Er fängt gar nicht erst an zu singen, weil ihm gleich die erste Zeile fehlt. Fans versuchen zu helfen, aber schließlich muss ein Booklet auf die Bühne gebracht werden. „“Wenn ihr glaubt, ihr könnt es besser, dann versucht es doch!“, ruft ein gar nicht so zerknirschter Campino – und wird natürlich belehrt: Bei der ersten Strophe vom folgenden „“Alles aus Liebe“ passiert dem Publikum kein Fehler, das sitzt – „“Klugscheißer!“ Ansonsten versteht man sich blendend. Da sage noch einer, bei den Hosen würde immer nur „“Fortuna“ gebrüllt und „“Ole ole ole“. Es gibt auch ganz andere Momente. Die RS-Redaktion mag sich uneins sein über die Qualitäten von „“Nur zu Besuch“, in der Philipshalle ist die Reaktion jedenfalls tausendfach gleich: Es herrscht andächtige Stille, bis zum allerletzten Wort Dann wird so laut geklatscht, dass die nächste Single schon festzustehen scheint. Es sind seltsamerweise immer wieder die unpolitischen, unironischen Lieder; die am besten funktionieren: „“Niemals einer Meinung“, „“All die ganzen Jahre“, auch das ewige „Wort zum Sonntag“.
Aber zu einem zünftigen Hosen-Konzert gehören freilich auch die Hymnen – und davon haben Campino und Kollegen so viele, dass man am Ende immer noch ein Dutzend aufzählen könnte, das leider gefehlt hat. Dabei ist heute der „Hassgesang auf „Bayern“, den Kuddel so engagiert mitsingt, dass einem Angst wurde, und aus aktuellem Anlass „“Kölner“. Das großartig adaptierte „“Cokane In My Brain“ wird wohl bald zum Standard-Set gehören, „“Kein Alkohol (ist auch keine Lösung)!“ sowieso. „“Hier kommt Alex“ widmet Campi an diesem Abend Wölli, der die ganze Zeit neben der Bühne steht – aus Spaß natürlich und nicht, um seinen Nachfolger Vom zu kontrollieren. Dass der trommeln kann, ist klar. Überhaupt haut die Band bei aller Aufregung selten daneben. Zwar muss „“Steh auf, wenn du am Boden bist“ in „“Steh auf, wenn du den Text vergisst“ umgewandelt werden, aber das kennen wir ja schon.
Die kleinen Hänger gehören bei den Hosen praktisch zum Programm. Man ist ja hier nicht bei Professionellen, sondern bei den besten Amateuren der Liga. Am Ende, nach zweieinhalb Stunden und was-weiß-ich-wievielen Zugaben, geht die Deckenbeleuchtung an, aber der Fankurvengesang noch eine Weile weiter. In meinem Kopf ungefähr bis Aschermittwoch.
