Mit dem Kopf voran
Ein neues Album führt Goldfrapp zurück auf die Tanzfläche - mit Songs über Liebe, Freiheit, Hass und Rache. Get in the ring, Madonna!
Alison Goldfrapp muss sich in letzter Zeit sehr wohl in ihrer Haut gefühlt haben: „Head First“, das fünfte Werk des nach ihr benannten Elektronik-Duos strotzt vor Schlagkräftigkeit, Spaß und positiver Energie. „Ich wollte direkte, präzise Songs, die nach vorn gerichtet sind“, erklärt Goldfrapp, die seit 1999 gemeinsam mit dem Soundtüftler Will Gregory klanglich zwischen episch-verwunschenen Traumlandschaften und prägnanten Pop-Hits oszilliert.
„Ich mag nun mal Tanzmusik aus den 70er-Jahren, diesen frühen Discosound von Supermax und solchen Bands.“ Bereits a.xd“Supernature“, ihrem bislang erfolgreichsten Album, hatte sie diesen Weg eingeschlagen, nun kehrt sie zur Tanzmusik zurück. Dazwischen lag „Seventh Tree“, ein introspektives, verträumtes und langsameres Album, auf dem Goldfrapp über das Heidentum und Naturerfahrungen sang. „Wir haben die Sessions für „Head First“ ästhetisch dort angesetzt, aber es hat sich einfach nicht richtig angefühlt.“
Die 43-Jährige stürzte sich also ins neue Gefühl hinein, denn genau hierfür steht der englische Ausdruck headfirst – mit dem Kopf voran, ohne Ängste und Bedenken etwas wagen. So entstanden acht knappe Synthie-Popsongs über Liebe, Freiheit, aber auch Hass und Rache, die in ihrer spontanen Unbekümmertheit zuweilen an frühe MadonnaHits erinnern. Für Goldfrapp, die auf ähnliche Weise wie die Queen of Pop mit dem Popstar-Status experimentiert und sich für jedes neue Album ein passendes Image zulegt, schwebt jedoch über der glitzernden Oberfläche stets die existenzielle Frage, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. „Zu dieser Überlegung passen unsere Synthesizer, weil sie sehr komplex aufgebaut sind, aber letztlich bloß Naturgeräusche und die menschliche Stimme imitieren.“
Die Gegensätze zwischen männlichem elektronischen Klang und warmer weiblicher Gesangsstimme, zwischen Technik und Natur oder Pop und Experiment zeichnen Goldfrapp aus. Wohl um dies zu unterstreichen, nahmen sie „Voicething“ als neunten, das Album abschließenden Track auf. Ein von Steve Reichs Minimal Music inspiriertes, repetitives Vokalstück, in dem Goldfrapps Stimme zu einem Chor multipliziert wird.
Ein Ausblick auf das nächste Album? „Ich würde gerne einmal etwas ohne mich machen, aber dafür bin ich noch zu egozentrisch.“