Mit dem Finger am Abzug
Die Rache der Nerds: Auch jenseits des Rock'n'Roll-Hedonismus lassen sich furiose Songs schreiben. Das beweisen Maximo Park auf ihrem Debütalbum
Auf den allerersten Blick könnte man meinen, das Quintett aus Newcastle habe nicht viel Neues zu bieten: Anzüge als Bühnenoutfits sind heute genauso weit verbreitet wie kurze, klare Rocksongs mit New-Wave-inspiriertem Retro-Chic a la Franz Ferdinand oder The Strokes, und mit clever formulierten semi-autobiographischen Texten kann man sich schon gar nicht von der Masse absetzen. Dennoch sind Maximo Park längst nicht nur eine Band unter vielen.
Während es in Großbritannien bisweilen zum guten Ton zu gehören scheint, seine Neurosen über die Musik zu stellen, und der dubiose Lebensstil von Bands wie Razorlight oder The Libertines als role model herhalten muß, gehen Paul Smith und die Seinen lieber einen anderen Weg. „Der exzessive Rock’n’Roll-Lifestyle ist ein solches Klischee! Als ich anfing, in Bands zu spielen, wollte ich nichts mehr, als genau das vermeiden. Ich möchte, daß unsere Band für mehr als nur Klischees steht. Viele Bands machen ein Riesengeschrei um ihren lockeren Lebenswandel, als sei er ausschließlich Musikern vorbehalten. Ich dagegen finde, Ausgehen und Spaß haben sind schlicht Teil jeden Lebens – damit muß man nicht angeben!“
Ähnlich geradlinig wie die Argumentation Smiths sind auch die Songs seiner Band, die keinerlei exzessive Elemente aufweisen, Rhythmus und Melodie gleichberechtigt nebeneinander plazieren und des öfteren nach zwei höchst energischen Minuten schon wieder vorbei sind – weil bereits alles gesagt ist. Nur auf den Rückseiten ihrer Singles lassen sich Maximo Park manchmal etwas gehen. „Dort finden sich die ausschweifenderen Songs, bei denen wir nicht ganz sicher sind, ob wir vielleicht einen Schritt zu weit gegangen sind. Dort experimentieren wir gerne ein wenig mit andersartigen Arrangements und Texten, während wir für das Album doch ein sehr klar abgestecktes Konzept haben.“
So unmittelbar die Stücke jedoch auch sein mögen – die zumeist simplen Hooklines werden mit einem gesunden Maß an Komplexität gepaart. Maximo Park erkennen mit ihrem Debüt „A Certain Trigger“ die Regeln der Rockmusik mit ihrem Refrain-Strophe-Refrain-Schema zwar grundsätzlich an, behalten sich aber vor, sie nach ihrer Fasson auszulegen – zum Besten für die Band und das Publikum. „Wir versuchen, das Songwriting als kreative Herausforderung zu sehen, nicht als Pflichtaufgabe“, sagt Smith und unterstreicht damit, daß wir es hier mit echten Künstlern zu tun haben, nicht mit Menschen, die nur mangels anderer Berufschancen in eine Karriere als Musiker geflüchtet sind.
Doch so sehr sie auch anders sein wollen – ein klein wenig nagt der Musikeralltag auch an Maximo Park, wenngleich Smith zuversichtlich ist, daß sich die Hotel-Interview-Konzert-Routine niemals in seinen Songs niederschlagen wird. „Wenn ich jemals einen Song schreibe, in dem die erste Zeile lautet: ,Als ich heute morgen in meinem Hotel aufwachte‘, dann haben die Jungs in der Band die Erlaubnis, mich zu erschießen. Das erinnert mich nämlich immer an Jackson Browne.