Mit Bruder zur Sonne
Sven Schumacher wollte weg aus Wilhelmshaven. Als Kind hatte er mit seinen Hippie-Eltern auf dem Land gelebt. In der Scheune entdeckte er das Gitarrenspiel und den Spaß am jammen. Die Beatles entdeckte er auch – und bald wollte er nur noch Musiker werden. Später, als seine Eltern in die Stadt gezogen waren, schmiß er die Schule und schlug sich als Kneipenmusikant und Gelegenheitsarbeiter durch.
Dann wechselte Schumacher nach Berlin, gründete die Band No Harms und versuchte, aus der Passion einen Beruf zu machen. Die Plattenfirma Sony horchte auf. Allein der Band-Name mußte geändert werden: No Harms heißen nun Gum.
„Jetzt müssen wir zum ersten Mal Steuern bezahlen“, wundert sich Schumacher. Er ist ein Hänger geblieben, aber er hat auch das Geschäftliche klar im Blick: „Was ist denn mit den anderen Interviews?“, erkundigt er sich bei der Betreuerin. Während für die Schotten von Stiltskin, bei denen Gum im Vorprogramm spielen, das Büffet vorbeigefahren wird, friert Schumacher mit seinen Kollegen bei Pizza und Dosenbier in der schäbigen Garderobe. „Die sind aber supernett“, sagen Gum über Stiltskin.
Seit dem Album „Soul Corrosion“ sieht Sven Schumacher Licht. In seinen Songs verbindet er unangestrengt die Melodieführung der Beatles mit den hymnischen Gitarrenkaskaden und dem gepreßten, pathetischen Gesang von Led Zeppelin. Heute muß man wohl sagen: Alice In Chains. Mit seinem Bruder Jan und dem Produzenten Moses Schneider hat Schumacher nun die Freiheit und die Zeit zum Experimentieren. Dabei sind seine Vorstellungen bereits deutlich ausformuliert. Sven Schumacher glaubt zu Recht: „Anything Goes“.